Gibt es trotzdem Dinge, die man aus den vorliegenden Zahlen ableiten kann?
Wenn man sich die Daten aus der PKS anschaut, dann erkennt man, dass der Anteil der Tatverdächtigen, die dort als ‚Zuwanderer’ erfasst sind, proportional höher ist als in der restlichen Bevölkerung. Präzise relative Häufigkeitszahlen zu nennen ist aber schwierig, denn dazu müsste man beispielsweise genauer wissen, wie groß die entsprechende Personengruppe in der Gesamtbevölkerung ist. Insbesondere zu Menschen mit ungesichertem Aufenthalt sind die Bevölkerungszahlen aber immer schon ungenauer. Anders, als man nach allgemeinem Sprachverständnis vielleicht annehmen könnte, meinen die Polizeibehörden mit dem Begriff ‚Zuwanderer‘ übrigens nicht alle Migranten. Vielmehr werden seit 2016 ausländische Tatverdächtige mit bestimmten Aufenthaltsanlässen als ‚Zuwanderer‘ zusammengefasst: Asylbewerber, Geduldete, Menschen mit illegalem Aufenthalt und seit dem Berichtsjahr 2017 auch anerkannte Flüchtlinge. Was man dabei, auch nach ersten Studien, erkennen kann, ist, dass anerkannte Flüchtlinge bislang selten als Tatverdächtige erfasst werden. Personen, die sich noch im Asylverfahren befinden oder deren Antrag abgelehnt worden ist, scheinen häufiger mit Straftaten aufzufallen. Frühere Studien aus den Niederlanden zum Flüchtlingszuzug in den 1990er Jahren hatten bereits ein ähnliches Bild ergeben.
Woran könnte das liegen?
Ganz sicher weiß man es bislang noch nicht. Allerdings ist eine plausible Begründung, dass bei all jenen, die eine Perspektive in der Gesellschaft und insbesondere auf dem Arbeitsmarkt haben, auch das Kriminalitätsrisiko sinkt. Eine Bleibeperspektive scheint also ein relevanter Faktor zu sein. Aber insgesamt ist es immer ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Kurz gesagt von Erfahrungen, die die Menschen aus den Herkunftsländern mitbringen und der Lebenssituation, in der sie sich im Aufnahmeland befinden.
10.08.2022, 10:45 Uhr
Sehr geehrter Herr Dr. Walburg,
ich bin durch Ihre Arbeit „Migration und Jugenddelinquenz – Mythen und Zusammenhänge -“ auf Sie aufmerksam geworden und musste beim Lesen feststellen, dass die von Ihnen gewünschten Ergebnisse vorher feststanden und wie in diesem Bereich gar nicht anders möglich von der Realität eingeholt werden. Gelinde gesagt verspüre ich eine innere Wut aufgrund der eindeutigen, extremen Überrepräsentanz von Ausländern, insbesondere Zuwanderern hinsichtlich verschiedener Delikte. Egal ob (Gruppen-)Vergewaltigung, Mord, Totschlag, Drogen… in sämtlichen Bereichen sind diese Personen extrem häufiger vertreten. Das ist der Eindruck in der regionalen, überregionalen Presse, in meinem persönlichen Umfeld und auch in der PKS, eine relative Überrepräsentanz von mehreren Hundert % ist hier nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wie so oft, werden objektiv messbare, unumstößliche Tatsachen festgestellt, die nicht ins linke Wohlfühlweltbild passt und dann mit qualitativem Geschwurbel verwässert und relativiert, was das Zeug hält. Mit Verlaub, mir ist es egal, welche Faktoren seitens der Delinquenten dazu führen. Ob es die Farbe ihrer Schuhe, die Frage ob Mami nicht lieb zu ihnen war oder aber die Form ihres linken Nasenflügels ist, all das ist egal. Tatsache ist, dass der Bevölkerungsteil „Zuwanderer“ extrem viel häufiger kriminell ist. Und das will ich nicht mehr ertragen müssen. Aber noch schlimmer sind dann Menschen wie Sie, die all das pausenlos relativieren und den Eindruck erwecken, es seien formelle Unzulänglichkeiten der Statistik und der Rest wird durch faktoren Erklärt, die den Delinquenten aus der Verantwortung nehmen. Ich bin fassungslos ob dieser Realitätsverweigerung!
10.08.2022, 11:19 Uhr
Hallo Stefan,
in ihrem Kommentar argumentieren Sie sowohl mit subjektiven Eindrücken, der Berichterstattung in Presse und Medien und der PKS bezüglich eines Links von Kriminalität und Herkunft. Zumindest die PKS ist hierzu nicht eindeutig und nicht ohne weiteres so zu lesen, sondern vielmehr höchst interpretationsbedürftig. So zumindest auch die Einschätzung weiterer Experten in dem Text „Kriminalität und Nationalität“.
https://www.die-debatte.org/kriminalitaet-nationalitaet/