Trotzdem zeigt das Deutsche Viktimisierungssurvey 2017, dass die Sorge, Opfer einer Straftat zu werden in Deutschland zugenommen hat. Ein Eindruck, den Studien, die Blieseners Team durchgeführt hat ebenfalls bestätigen. „Tatsächlich hängt das subjektive Sicherheitsempfinden kaum mit der objektiven Kriminalitätslage zusammen. Viel entscheidender ist etwa, ob man als Person das Gefühl hat, mit Bedrohungs- und Kriminalitätslagen umgehen zu können, wenn man ihnen begegnet”, sagt Singelnstein. „Aus der kriminologischen Forschung wissen wir etwa, dass Menschen mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit Opfer einer Straftat zu werden die stärkste Kriminalitätsfurcht haben.”
Weshalb genau dies so ist, kann derzeit nicht wissenschaftlich belegt werden. Auch für die Zunahme der vermeintlichen Sorge vor Kriminalität fehlt es noch an belastbaren Studienergebnissen. Allerdings gibt es zumindest Vermutungen, was dazu beitragen könnte: „Die Veränderung der Berichterstattung in den klassischen Medien über schwere Straftaten, die Meinungsblasen und Algorithmen in den sozialen Medien und die Verfügbarkeit authentischer Aufnahmen aus Überwachungskameras haben allesamt den Effekt, dass das subjektive Sicherheitsempfinden tendenziell abnimmt”, so Bliesener.