Auch für andere Krebserkrankungen verspricht die Anwendung von KI durchaus Erfolg. Denn KI-Verfahren werden insbesondere auch bei bildgebenden Verfahren eingesetzt. „Eine Krebsdiagnose wird in aller Regel durch die Beurteilung von Gewebeproben in der Pathologie gestellt. Die KI kann hier enorm dabei helfen, die Erfahrung des Pathologen bei der Beurteilung qualitativer Gewebeeigenschaften, zum Beispiel ob ein Tumor gut- oder bösartig ist, zu ergänzen, da quantitative Merkmale schneller, präziser und standardisierter ausgewertet werden können”, sagt Frederick Klauschen.
Erste Studienergebnisse sind dabei durchaus vielversprechend: So stellten Wissenschaftler der Eötvös Universität in Budapest im März 2018 ein KI-Verfahren vor, welches bei der Mammographie – die übliche Methode zum Erkennen von Brustkrebs – aus den Röntgenbildern der weiblichen Brust Brustkrebszellen mit einer etwa 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit erkennen kann. Wissenschaftler der Showa University Northern Yokohama Hospital gelang es ein KI-Algorithmus so zu trainieren, dass es bei Darmspiegelungen Vorläufer von Darmkrebs erkennt – die Trefferquote lag dabei in ersten klinischen Tests mit 93 Prozent höher als bei vielen Medizinern. Da die eingesetzten Systeme lernfähig sind, wird zudem erwartet, dass in Zukunft die Aussagen der Algorithmen noch verlässlicher werden.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt zuletzt eine Studie von Holger Hänßle von der Universität Heidelberg zu der frühzeitigen Erkennung von Hautkrebs. Bei dieser werteten sowohl ein Team internationaler Dermatologen als auch ein neuronales Netzwerk identische Bilder von Muttermalen und schwarzem Hautkrebs aus. Das Ergebnis: Die Hautärzte erkannten im Durchschnitt 86,6 Prozent der bösartigen Melanome, das neuronale Netzwerk konnte sogar 95 Prozent richtig identifizieren. „Eine solche Studie führt natürlich dazu, dass medial der KI ein sehr großes Potenzial zugeschrieben wird, weil die KI sogar noch exakter als eine vom Arzt gestellte Diagnose ist”, sagt Klauschen. „Gemessen an dem Einsatz der KI handelt es sich bei der Erkennung von Hautkrebs um die einfachste Art der Bildgebung. Viele andere Krebsarten lassen sich mit KI-Verfahren aber deutlich schlechter diagnostizieren”, ergänzt Benedikt Brors.