Im März 2018 haben Sie in einem Tweet geäußert, Hersteller von Medikamenten müssten ihre „Hausaufgaben machen“. Sind auch die Pharmaunternehmen mittlerweile besser vorbereitet?
Es mag sein, dass manche Unternehmen zunächst noch darauf gehofft hatten, dass es nach dem Austrittstermin Übergangsfristen geben wird. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Brexit-Austrittsverhandlungen wurde aber schnell klar, dass man sich hier auch zeitnah mit „worst-case“ Szenarien auseinandersetzen musste. Wir haben die Unternehmen bereits im Mai 2017 dringend aufgefordert, dafür zu sorgen, dass alle Vorkehrungen getroffen werden, um das Risiko von Versorgungsstörungen so gering wie möglich zu halten. Es wurden Leitlinien veröffentlicht und die Unternehmen beraten, um diese Prozesse bestmöglich zu unterstützen, was von den Unternehmen bis auf wenige Ausnahmen auch angenommen worden ist.
Im Frühjahr ist die EMA von London nach Amsterdam umgezogen. Wie hat sich dieser Umzug auf die Herausforderungen durch den Brexit ausgewirkt?
Der Umzug der EMA war natürlich mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden – die Behörde musste sozusagen umziehen, ohne dass ihre wichtigen Aufgaben darunter leiden oder es zu spürbaren Einschränkungen in der Arbeit gekommen wäre. Dazu kam die Unsicherheit, wie viele Beschäftige wirklich nach Amsterdam ziehen. Daher muss man hier eher davon sprechen, dass der Umzug inmitten der Brexit-Vorbereitungen eine eigene Herausforderung darstellte. Letztlich hat auch hier das europäische Netzwerk alles getan, um die Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu unterstützen.
Wir können daher sagen, dass der Brexit keine Auswirkungen auf die Sicherheit oder Wirkungsweise von Arzneimitteln haben wird. Die EMA und die Mitgliedstaaten werden weiterhin die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln überwachen – genauso, wie sie es vor dem Brexit taten.
Wird es die Arzneimittelversorgung Großbritanniens durch den Brexit schlimmer treffen als die deutsche bzw. europäische?
Zu welchen Auswirkungen es für Großbritanniens konkret kommen kann, ist abhängig vom Ausgang der Verhandlungen. Diese müssen wir erst einmal abwarten.