Eine Lösung stellen Online-Befragungen dar. Dabei treten allerdings andersartige Schwierigkeiten auf: „Es gibt kein E-Mail-Gesamtverzeichnis und keine Möglichkeit, Adressen zufällig zu generieren. Deshalb zieht man die Stichprobe aus einem Kreis von Personen die eingewilligt haben, sich in einen Pool aufnehmen zu lassen“, erklärt Dr. Harald Schoen vom Lehrstuhl für Politische Psychologie an der Universität Mannheim. Problematisch ist dabei, dass vor allem ältere Bürger oft keinen Onlinezugang haben und damit nicht erreicht werden können.
Das German Internet Panel versucht diese Problematik zu lösen. Mit Onlinebefragungen, bei denen „Offline“ rekrutiert wird und Befragte – wenn nötig – mit einem Internetzugang ausgestattet werden. Zudem hat das Panel die weitere Besonderheit, dass es als Längsschnittstudie durchgeführt wird. Bei dieser Art von Umfragen werden mit wiederkehrender Fragestellung stets dieselben Personengruppen in regelmäßigen Abständen befragt. Der große Vorteil: Man weiß viel über seine Stichprobe und kann Schwankungen besser einordnen.
Die meisten Wahlumfragen sind jedoch Querschnittsstudien. Das betrifft beispielsweise die bekannte Sonntagsfrage, bei der jede Woche eine andere Stichprobe gezogen und dabei immer eine unterschiedliche Personengruppe befragt wird. Der Vorteil liegt auf der Hand: Es ist weitaus einfacher, Leute für eine einmalige Beteiligung an einer Umfrage zu gewinnen. Doch bei der Einordnung der Daten ist Vorsicht geboten, da solche Umfragen häufig Adhoc-Meinungen abbilden und keine langfristige Einschätzung von Schwankungen zulassen.
Ergebnisse sind nie genau
Zudem ist kein Meinungsforscher vor Messfehlern gefeit – manchmal bleiben diese sogar unbemerkt. Sie können zum Beispiel dann auftreten, wenn Personen bewusst falsche Aussagen machen. „Die soziale Erwünschtheit ist ein Problem“, sagt Schmitt-Beck: „Wenn Menschen über ihre Meinung oder Positionen Auskunft geben, können ihnen bestimmte Haltungen unangenehm sein und deswegen eher nicht offengelegt werden.“ Zudem wird bei der Auswertung der Antworten meist eine sogenannte Gewichtung durchgeführt, um die Repräsentativität einer Umfrage zusätzlich zu steigern. So wird, wenn beispielsweise in einer Umfrage nur wenige Personen über 50 Jahren befragt wurden, den verbliebenen Antworten in der Stichprobe entsprechend mehr Gewicht gegeben.
Doch auch mit den besten Methoden ergibt sich bei jeder Umfrage stets nur eine Näherung, kein Ergebnis ist eine fixe Zahl. „Bei jeder Zufallsstichprobe kann man zwar Schlussfolgerungen über die Verhältnisse in der Grundgesamtheit ziehen, aber dabei ist immer der Stichprobenfehler zu beachten“, erklärt Schoen: „Wenn ich beispielsweise bei 1000 Befragten fünf Prozent für eine Partei feststelle, kann ich davon ausgehen, dass der Anteil unter allen Wahlberechtigten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im Bereich zwischen drei und sieben Prozent liegt.“ Diese Fehlertoleranz ist in der statistischen Auswertung ganz normal: von einer kleineren Zahl von Befragten auf das exakte Ergebnis mit Nachkommastellen von mehr als 61 Millionen Wählerentscheidungen zu schließen, erlaubt schlichtweg keine Statistik, keine Formel und kein Computer. Dazu müssten eben alle Wähler befragt werden können.