In einer Ihrer aktuellen Untersuchungen haben Sie sich mit der Transparenz von Nudges beschäftigt. Was war die Ausgangsüberlegung dabei?
Nudges sind psychologische Instrumente, die menschliches Verhalten lenken, ohne etwas zu verbieten oder finanzielle Anreize zu setzen. Nudges versuchen auch nicht, über die Überzeugung und die Einstellung zu gehen, sondern setzen viel direkter am Verhalten an. Das passiert oft, ohne dass man es merkt. Unsere Überlegung war daher, ob Nudging auch funktioniert, wenn man darüber informiert ist und es merkt.
Um welche Frage und welchen Nudge ging es in Ihrer Studie?
In unserer Studie konnten Teilnehmer spenden, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Dieser Fokus lag zum einen an meinem Forschungsinteresse in diesem Gebiet. Zum anderen fehlten in Bezug auf transparente Nudges Untersuchungen, in denen Teilnehmer tatsächliche Entscheidungen treffen mussten, anstatt nur ihre Ansichten zu äußern. Aus der experimentellen Verhaltensforschung wissen wir, dass ein Ergebnis insbesondere dann besonders wertvoll und belastbar ist, wenn die Entscheidungen wirklich Gewicht haben – zum Beispiel Geld verloren oder Geld verdient werden kann. Und das gab es in Bezug auf den Effekt von transparenten Nudges noch nicht. Konkret ging es in unserem Experiment um den Nudge der Standardvoreinstellung.
Wie sind Sie konkret vorgegangen?
In unserem Experiment mit rund 500 Teilnehmenden in Hamburg und Rotterdam haben die Teilnehmenden 10 Euro zur freien Verfügung bereitgestellt bekommen. Die Teilnehmenden konnten dann selbst entscheiden, ob und wieviel sie davon für den Klimaschutz ausgeben oder für sich selbst behalten wollten. Das gespendete Geld ging gesammelt an eine gemeinnützige Organisation, die mit der Spendensumme Lizenzen auf dem europäischen Emissionshandelsmarkt kauft und löscht. In der Theorie sorgt das dafür, dass weniger Lizenzen für emittierende Unternehmen zur Verfügung stehen und insgesamt weniger CO2 ausgestoßen wird. Und wir haben gesehen, dass von den Teilnehmenden ein Teil des bereitgestellten Geldes gespendet wurde.