Welche Faktoren sind das?
Grundsätzlich hat man bei der Wirkung von Nudges immer ein dreidimensionales Konstrukt: Den Nudge, die entsprechende Thematik und die gewählte Zielgruppe. Dadurch wird es unglaublich schwierig, die konkrete Wirkung einzelner Nudges miteinander zu vergleichen. Dazu kommt, dass auch die kulturelle Dimension eine große Rolle spielt. Nudges, die beispielsweise bei dem Aufzeigen von sozialen Normen ansetzen, wirken in eher individualistischen Gesellschaften ganz anders als in kollektivistischen Gesellschaften. Auch das ist also ein wichtiger Faktor. Andererseits gibt es Hinweise, dass sogenannte Defaults – also die Veränderung von Voreinstellungen – in unterschiedlichsten Gesellschaften eine vergleichbare Wirkung haben und gleichermaßen akzeptiert werden.
Bei welchen Gruppen haben Nudges eine besonders große Wirkung?
Dazu gibt sehr interessante Studienergebnisse aus der Armutsforschung. Personen, die relativ wenig Möglichkeiten haben, unterschiedliche Optionen abzuwägen, profitieren am meisten von Nudges, die an den Voreinstellungen ansetzen. Denn ein Default ist grundsätzlich so eingestellt, dass er hilft. Gerade bei Geldanlageformen oder Rentenversicherungen hat das einen enormen wohlfahrtspolitischen Effekt. In Deutschland gibt es auch schon lange eine Diskussion um ein mögliches staatliches Vorsorgekonto, was wie ein solcher Default wirken würde.
Inwieweit ist Nudging nachhaltig und langfristig wirksam?
Man kann davon ausgehen, dass Nudges dann längerfristiger wirken, wenn sie hinreichend häufig wiederholt werden – auch wenn die Wirkung über die Zeit abnimmt. Verhaltensänderungen bleiben vor allem länger erhalten, wenn wirklich Strukturen verändert werden – unabhängig davon, ob es kleinere Strukturen, wie die Positionierung eines Produkts in einem Supermarkt, oder auch große Strukturen, wie die Umgestaltung einer Infrastruktur hin zu einer fahrradfreundlichen Stadt sind.