Woher kommt das Konzept?
Das Konzept des Nudgings kommt aus der normativen Verhaltensökonomie. Es geht auf den Wirtschaftswissenschaftler Richard Thaler und den Rechtswissenschaftler Cass Sunstein zurück. Die beiden US-Amerikaner stellten den Ansatz im Jahr 2008 in ihrem Buch „Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt” vor.
Welche Idee steckt dahinter?
In der Verhaltensökonomik geht man davon aus, dass Menschen sich typischerweise nicht rational verhalten und dass es ihnen schwer fällt, optimale Entscheidungen für sich zu treffen. Mit Nudges sollen Individuen daher dazu „angestupst” werden, Entscheidungen zu treffen, die – nach Einschätzung einer Regierung, eines Unternehmens oder einer Organisation, die mit Nudges arbeitet – für sie selbst und/oder die Gesellschaft gut sind und die Wohlfahrt steigen. Da ihre individuelle Entscheidungsfreiheit dabei aber aufrechterhalten bleibt, wird der Ansatz auch als „libertärer Paternalismus” bezeichnet.
Wie sehen Nudges aus?
Nudges können – je nach Anwendungsfeld und Ziel – ganz unterschiedlich aussehen. So gelten unter anderem das Bereitstellen von Informationen, Warnhinweise, Standardeinstellungen oder das Betonen sozialer Normen als Nudges. Weitere Arten von Nudges mit konkreten Anwendungsbeispielen gibt es hier. Die Erhöhung der Tabaksteuer oder die Einführung eines Veggie-Days zählen hingegen nicht dazu, da Verbote, Gebote oder finanzielle Anreize explizit keine Nudges sind.
Welche Anwendungsgebiete gibt es?
Nudging wird in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt, beispielsweise in der Altersvorsorge, der Gesundheitsförderung oder zur Förderung von klimafreundlichem Verhalten. So können Menschen beispielsweise dazu „gestupst” werden, für die Rente zu sparen, sich gesünder zu ernähren, oder Energieverschwendung zu vermeiden.
Welche Akteure setzen Nudges ein?
Ähnlich vielseitig wie die Anwendungsgebiete für Nudging, sind auch die Akteure, die Nudges einsetzen. Sowohl staatliche als auch private Akteure machen sich den Ansatz zunutze. In einigen Ländern gibt es Einheiten, die sich mit Nudging als politischem Gestaltungsmittel beschäftigen. So gibt es im deutschen Kanzleramt die Gruppe „wirksam regieren”, die für verschiedene Politikbereiche auf Grundlage verhaltens- und kommunikationswissenschaftlicher Erkenntnisse Maßnahmen entwickelt, die die erfolgreiche Umsetzung politischer Vorhaben unterstützen sollen. Krankenkassen nutzen Nudging zur Gesundheitsförderung und -prävention ihrer Versicherten. Auch Arbeitgeber können Nudging anwenden, beispielsweise um das betriebliche Gesundheitsmanagement zu verbessern.