Foto: Diana Hofmann

„Wir wollen die Organspende salonfähiger machen”

Ein Gespräch mit Diana Hofmann

Sie haben die App TransplantTiger zur Organspende entwickelt, warum?

Die Organspende ist in Deutschland mit sehr viel Ängsten und Unsicherheit in der Bevölkerung verbunden. Viele Fakten sind den Menschen unbekannt, weil sie das Thema verdrängen und sich mit ihrem eigenen Tod nicht auseinandersetzen wollen. Über Organspende zu reden ist oftmals ein Partykiller –  wir wollen versuchen das Positive hervorzuheben und Gespräche darüber salonfähiger zu machen. Natürlich ohne das Thema weniger ernst zu nehmen.

„Bislang gibt es in Deutschland keine sinnvolle Lösung, um den Organspendeausweis digital abzulegen.“

Wie ist die App aufgebaut?

In der App haben wir verschiedene Bereiche: Zunächst einmal einen Bereich, der sich ganz konkret mit den Vorurteilen und allen wichtigen Fragen rund um die Organspende beschäftigt. Dazu haben wir auch ein Quiz zum Thema Organspende mit 16 Fragen und jeweils vier Antwortmöglichkeiten. Ab einer bestimmten Punktzahl wird man zum „TransplantTiger“ gekürt. Dadurch erhoffen wir uns, zum einen spielerisch Wissen zu vermitteln und zum anderen, dass der Nutzer dann selbst den Organspendeausweis ausfüllt.

Das Herzstück der App ist deshalb der digitale Organspendeausweis. Der Charme unserer Lösung ist dabei, dass man die Daten in einer Datenbank ablegt und diese nur für die Transplantationsbeauftragten der Krankenhäuser zugänglich ist. Denn bislang gibt es in Deutschland keine sinnvolle Lösung, um den Organspendeausweis digital abzulegen.

Warum gibt es solch ein Register zur Organspende bislang noch nicht?

Ich glaube, dass Deutschland in einigen Bereichen die Digitalisierung tatsächlich verschlafen hat. Seit elf Jahren wird über die elektronische Gesundheitskarte nachgedacht, aber bei der Umsetzung hapert es noch bis heute. Langfristig soll dort auch der Organspendestatus abgelegt werden. Das Problem ist allerdings, dass nicht absehbar ist, wann das wirklich der Fall sein wird.

„Beim Bundesgesundheitsministerium kam die App sehr gut an.“

Sind denn die in der App hinterlegten Daten sicher?

Die Datensicherheit war bei der Entwicklung für uns ein besonders wichtiges Thema. Für den digitalen Organspendeausweis haben wir ein zweistufiges Verfahren zur Authentifizierung der Daten entwickelt. Und mit jeder Änderung der Daten fragen wir diese wieder ab. Dafür muss der Nutzer ein Selfie von sich mit einem handschriftlich notierten Code machen. So haben wir auch das Gesicht des Nutzers, was hilft, wenn der Transplantationsbeauftragte überprüfen muss, ob es sich bei einem Spender tatsächlich auch um die richtige Person handelt. Im Vergleich dazu wird beim Papierausweis lediglich auf die Echtheit der Unterschrift vertraut.

Wie weit ist die Entwicklung der App?

Die App existiert momentan nur als ein Prototyp. Wir haben zunächst im Rahmen eines Studienprojekts zu zwölft die App entwickelt, inzwischen haben wir alle aber viel mehr zusätzliche Zeit und Elan in die Idee gesteckt. Gerade sind wir nun aktiv auf der Suche nach Partnern, die daraus eine produktionsreife App machen. Dabei ist die Resonanz zur App bislang durchweg positiv. Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) haben wir den Prototyp schon vorgestellt und auch beim Bundesgesundheitsministerium kam die App sehr gut an.

„Meine Lebensqualität ist heute wesentlich besser als vor der Spende.“

Wie kamen sie überhaupt auf das Thema Organspende?

Ich persönlich habe mich schon früh mit der Organspende auseinandergesetzt, denn ich selbst habe zwei Lungen transplantiert bekommen und zwei Jahre auf meine erste Spenderlunge gewartet. Ich weiß also, wie es sich anfühlt, wenn man auf ein Organ wartet. Man muss sich in dieser Situation ganz konkret mit seinem eigenen Tod auseinandersetzen und zwar viel realer, als es jeder gesunde Mensch das tun muss.

Wie verändert sich die Sichtweise auf die Organspende, wenn man selbst Organempfänger  ist?

Meine Einstellung war seit dem ich denken kann unverändert. Durch eine erfolgreiche Organspende verändert sich aber für die Empfänger gesundheitlich viel. Zwar ist man nach einer Transplantation nicht gesund, aber zumindest gesünder und anders krank. Meine Lebensqualität ist heute wesentlich besser als vor der Spende. Das ist für mich ein ganz entscheidender Aspekt der Organtransplantation und das treibt mich in der Thematik wahnsinnig an.

Zur Person

Diana Hofmann ist Wirtschaftsinformatikerin. Gemeinsam mit elf weiteren Studenten entwickelte sie an der Hochschule für Telekommunikation Leipzig den Prototypen der App TransplantTiger.

Foto: Studioline Leipzig

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