Welche dramatischen Auswirkungen Plastikmüll in der Umwelt haben kann, haben jedoch mittlerweile viele Länder begriffen und begonnen zu handeln. Die beliebteste Maßnahme ist derzeit das Verbot von Plastiktüten, das inzwischen in vielen Ländern oder Regionen der Welt gilt. Vorreiter war hier Ruanda, wo das Verbot bereits 2008 eingeführt wurde. Simon sieht hier neben ästhetischen Gründen und einem Umweltgedanken noch andere Gründe, die dafür ausschlaggebend waren: „Der Problemdruck ist in vielen Ländern sehr groß. Denn Plastiktüten verstopfen häufig Abflüsse und bei einem starken Regenguss kommt es dadurch zu Überschwemmungen. Die Tüten können auch zu einer Brutstätte für Mücken werden, die Krankheiten verbreiten.“
Diskutiert werden vielerorts auch Verbote anderer Plastikprodukte wie beispielsweise Wattestäbchen, Strohhalme oder Plastikbesteck. In Schweden, Neuseeland und Kanada ist es wiederum verboten, Mikroplastik in Kosmetika einzusetzen. Am weitesten geht bisher der indischen Bundesstaat Maharashtra. Dort ist vor wenigen Wochen ein Verbot von allen Einwegprodukten aus Plastik in Kraft getreten. Wer sich nicht daran hält, dem drohen sogar Geldstrafen. „Aktuell beschränken sich die meisten Länder noch auf sogenannte ,Low-hanging fruitsʼ, also Dinge, die sichtbar sind und symbolischen Charakter haben und so auch leicht kommuniziert werden können. Sie leisten zwar nur einen Teil des Beitrags, können im Einzelfall aber dennoch sichtbare Effekte zeigen“, sagt Simon.
Internationale Abkommen und Pläne in Bezug auf Plastikmüll sind derzeit noch kaum vorhanden. Die EU hat kürzlich immerhin eine gemeinsame Strategie vorgestellt, die den Verkauf von bestimmten Einwegprodukten einschränken und das Recycling verbessern soll. „In Europa halte ich einen schärferen Kurs durch Verbote noch nicht für denkbar. Man hat hier zwar experimentelle Projekte wie Unverpackt-Läden, aber ob sich das auf breiter Ebene durchsetzen wird oder regulatorisch angegangen wird, ist fraglich. Man hält hier zu viel auf seine Müllentsorgungssysteme, obwohl die alles andere als perfekt sind“, sagt Simon.
Um globale Vorhaben bemüht sich aktuell das Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen. Im Fokus steht dabei der Plastikmüll im Meer. Das sei zu kurzsichtig, sagt Nils Simon: „Die internationale Gemeinschaft müsste sich vielmehr mit den Quellen beschäftigen, die an Land sind. Sie müsste beispielsweise darauf drängen, dass Plastik nachhaltiger designt wird, besser recycelbar ist oder abbaubar. An die Wurzel geht bisher noch keiner, und eine rechtlich verbindliche globale Strategie gibt es schon gar nicht.“
Statt eines langfristig nötigen internationalen Abkommens hält Simon zumindest mittelfristig mehrere dezentrale Regelungen für wahrscheinlicher, die sich mit speziellen Aspekten des Problems beschäftigen. Also zum Beispiel Regulierungen für die Produktion von Plastik oder die Entsorgung. „Um ein gemeinsames Abkommen auf den Weg zu bringen und auszuhandeln, würde es mindestens zehn Jahre dauern. Bis dahin kann man davon ausgehen, dass die Menge an Plastikmüll, die in der Umwelt landet, noch einmal um 60 bis 80 Prozent steigen wird“, sagt Simon. Deswegen sei es wichtig, so schnell wie möglich auf anderen Ebenen zu handeln.