Weshalb glauben Sie, dass die Anlage gar nicht wie gedacht funktioniert?
Für mich sind noch eine ganze Reihe an technischen Fragen ungeklärt. Was passiert bei einer Havarie? Und lassen sich tatsächlich durch Treibanker die Anlagen kontrollieren? Insbesondere ist für mich aber die Frage ungelöst, ob man das Plastik überhaupt mit diesen Anlagen bergen kann. Denn das meiste Plastik, was in den Ozeanen treibt, ist sehr klein und kann wahrscheinlich gar nicht aufgenommen werden. Zudem befindet sich nur ein Teil des weltweiten Plastikmülls an der Wasseroberfläche, ein viel größerer Teil treibt in der Wassersäule darunter.
Was bedeutet ‘The Ocean Cleanup’ für die Meerestiere?
Es gibt eine ganze Reihe an Organismen, die ähnlich wie Plastikteile an der Wasseroberfläche treiben und an eine Umwelt angepasst sind, in der es keine festen Hindernisse gibt. Wenn nun solche Anlagen im Meer ausgebracht werden, werden nicht nur Plastikteile gegen die Fangarme gespült, sondern auch Quallen, Laich und Plankton an den Barrieren zerdrückt. Die ökologischen Folgen können daher weitreichend sein. Denn man darf sich die Meeresoberfläche nicht als sterile Wasserwüste vorstellen. Sie ist ein Ökosystem, welches von einer Vielzahl an Organismen besiedelt ist.
Gibt es von Seiten des Projekts Argumente gegen diese Bedenken?
Das Team von ‘The Ocean Cleanup’ argumentiert, dass die Tiere unter dem Filter hinweg tauchen. Das gilt sicherlich für größere Fische, Schildkröten und Meeressäuger. Aber es gilt eben nicht für die an der Oberfläche treibenden Organismen. Würde man ein solches Projekt an Land durchführen wollen, gäbe es wohl deutliche Kritik von Umweltverbänden. Und nur, weil das Projekt auf dem Meer stattfindet, ist man nicht gezwungen, eine Umweltverträglichkeit zu ermitteln. Das halte ich für problematisch.