Sie haben beschrieben, dass insbesondere die USA und China mit Europa konkurrieren. Wie steht es um den Rest der Welt?
Es ist wichtig, dass wir nicht nur die deutsche oder europäische, die amerikanische oder chinesische Gesellschaft im Blick haben, sondern die Weltgesellschaft. Es ist jetzt noch Zeit, die Frage zu stellen, wer insgesamt Zugang zu Quantentechnologien haben sollte. Ein großes Risiko sehe ich darin, dass der globale Süden abgehängt wird. Was ist mit Ländern in Afrika, in Lateinamerika, im Süden Asiens? Wo die Technologien aufgrund mangelnder Investitionen in Forschung und Entwicklung schwerer zu entwickeln sind. Das Risiko, dass die Entwicklung dieser Technologien zu weiteren Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führt, ist groß. Dass die reichen Länder immer reicher werden, die armen immer ärmer. Wenn wir global an die Technologieentwicklung herangehen würden, könnten wir dazu beitragen, dass es nicht zu weiteren Ungerechtigkeiten kommt.
Gibt es Initiativen, die versuchen, genau hier anzusetzen? Die auf den Austausch von Forschenden weltweit setzen?
Leider noch nicht. Momentan steht auf politischer Ebene die Frage der Technologiesouveränität im Vordergrund und verhindert entsprechende Kooperationen auf internationaler Ebene. Wissenschaftler*innen wünschen sich ein hohes Maß an Kooperation. Aber ich kann es natürlich auch nachvollziehen, dass beispielsweise die Europäische Kommission sagt, wir müssten zunächst darauf schauen, wie die Urheberrechte für bestimmte Entwicklungen verwertet werden. Da darf man als Wissenschaftler*in nicht naiv sein.
Wie andere Technologien können auch Quantentechnologien in die falschen Hände gelangen.
Das ist richtig. Wenn ich beispielsweise einzelne Quanten für die Kommunikation verwende, um geheime Nachrichten zu kommunizieren, ist es nicht mehr möglich, diese Nachricht abzuhören, ohne dass dies sofort entdeckt wird. Ein Geheimdienst hat da also absolute Sicherheit. Die kann sich aber auch eine terroristische Organisation zunutze machen, wenn sie Zugang zu diesen Technologien hat. Deshalb wird es Regulierungen und Ausfuhrkontrollen geben müssen. Das Schwierige ist, einerseits die Offenheit zu wissenschaftlicher Kooperation zu bewahren, andererseits aber die Interessen unserer eigenen Gesellschaft zu wahren.