Gesche Pospiechs Team will ein Konzept für die Aus- und Weiterbildung für Physiklehrer*innen entwickeln. Es soll in Kooperation mit Firmen Inhalte definieren und Lehrkräften Wege aufzeigen, Quantentechnologie im Unterricht anschaulich zu vermitteln und gegebenenfalls Lust auf mehr machen. Denn die sei kein Nischenthema für Nerds, sondern ein Teil der modernen Welt. „Wenn wir ein Smartphone in der Hand haben, benutzen wir Quantenphysik und Halbleitertechnologie. Es wäre doch sinnvoll, eine Ahnung zu haben, was dort vor sich geht“, sagt Gesche Pospiech. Das große Ziel von Quilt sei nicht in erster Linie, künftige Quantenphysiker*innen aus den Heranwachsenden zu machen, betont sie. „Die Schule hat da auch einen allgemeinbildenden Auftrag.“
Doch wie begeistert man Heranwachsende für ein vermeintlich so unzugängliches und kompliziertes Thema? Erst einmal, indem man mit eben dieser Annahme aufräume, sagt die Physikdidaktikerin. „Die Quantenphysik wird als nicht vermittelbar mystifiziert“, bedauert sie. „Das ist wenig hilfreich und baut innere Barrieren auf.“ Sie beobachtet vielmehr, dass Schülerinnen und Schülern die modernen Zugänge zur Quantenphysik leichter fallen als oft vermutet.
Diese bietet nämlich gute Anknüpfungspunkte, um das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. „Wenn es um Informatik und Fragen der Verschlüsselung geht, sind viele grundsätzlich interessiert“, weiß Gesche Pospiech. Schließlich gehören Smartphones heute zum Alltag. Dass Quantentechnologie eine abhörsichere Übertragung von Nachrichten ermögliche, sei da ein guter Einstieg.
Während das Dresdner Projekt auf den Nachwuchs zielt, sollen in München Fach- und Führungskräfte, die bereits mitten im Berufsleben stehen, durch Weiterbildung mit der Quantentheorie vertraut gemacht werden. Quantum LifeLong Learning (QL3) heißt ein von den Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität gemeinsam entwickeltes Angebot.
„Es gibt wenig Kurse, die speziell auf den Bedarf der Industrie zugeschnitten sind“, erklärt Alexander Holleitner von der Technischen Universität München. In diese Lücke stoße QL3. Er berichtet, dass ihm aus den unterschiedlichsten Branchen Bedarf an Quantentechnologie-Expertise gemeldet werde. Darunter sind kleine Start-Ups, die im Umfeld der Universitäten entstanden, aber auch große Technologieunternehmen und Autokonzerne. Dort sollen Quantensensoren unter anderem automatisches Fahren alltagstauglich machen. Es geht darum, Hochschulwissen gezielt in die Industrie zu bringen, in anwendungsorientierten Dosen. Die Unternehmen speisen dazu ihre Wünsche und Belange über ein Advisory Board in das Programm ein. Die Münchner Universitäten erstellen derzeit ein Kursangebot, das auf die Bedürfnisse der Industrie zugeschnitten ist – und für die sie auch zahlen soll.