zapdelight, flickr.com, CC-BY-SA 2.0

Social Bots – Erobern Roboter unsere sozialen Netzwerke?

Der Begriff Social Bots taucht zuletzt verstärkt in den Medien auf. Die Debatte erklärt, was Social Bots eigentlich genau sind, wie sie agieren und wie man sie erkennt.

Die Meinungsbildung in unserem demokratischen System findet mehr und mehr im Internet und in den sozialen Medien statt. Neben den Online-Medien großer Verlagshäuser bestimmen auch „unabhängige“ Kanäle, Influencer und Multiplikatoren auf Facebook, Twitter oder Youtube immer stärker die aktuelle Agenda.

Häufig werden Themen, die dort geliked und retweeted werden, auch in den etablierten Medien aufgenommen und in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Doch wer kann hier eigentlich wie die Themen setzen? Können Fake-Accounts auf Twitter und Facebook – so genannte Social Bots – durch das Versenden von vorprogrammierten Nachrichten unsere Meinung beeinflussen?

Dass Social Bots – also Accounts, hinter denen keine realen Personen stecken – existieren, ist unstrittig. Über Computerprogramme lassen sich sogar vergleichsweise einfach Social Bots erstellen und benutzen. Und selbst ohne Informatikkenntnisse ist der Weg zum eigenen Bot kein weiter: „Es gibt sogar Unternehmen, die damit werben, dass man sich auf ihrer Seite sehr leicht einen Social Bot zusammenklicken kann“, sagt Prof. Joachim Scharloth vom Institut für Germanistik an der TU Dresden.

Einmal erworben oder programmiert, steuern Social Bots ihre Accounts völlig selbstständig. Sie geben vor, reale Personen zu sein, tarnen sich hinter menschlichen Profilen, imitieren menschliche Kommunikation und beteiligen sich an Online-Diskussionen.

„Social Bots sind meist auch von normalen Nutzern leicht zu erkennen“

(Martin Fuchs)

Dabei ist das Erkennen von Social Bots gar nicht so schwer: „Social Bots sind meist auch von normalen Nutzern leicht zu erkennen“, sagt der Politikberater und Blogger Martin FuchsEinige Grundregeln genügen oft, um einfache Social Bots zu enttarnen (Der Kartenstapel erklärt, wodurch sich ein Social Bot meist verrät). Komplexere Social Bots hingegen legen „Schlafpausen“ ein und bauen absichtlich Tippfehler in ihre Nachrichten ein, um sich dem Verhalten echter Menschen anzupassen. Dabei durchsuchen sie soziale Medien nach festgelegten Schlagwörtern und reagieren auf Meldungen. Findet ein Social Bot eine entsprechende Meldung, retweetet, liked oder „äußert“ er seine „Meinung“ mit einer vorprogrammierten Nachricht.

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Technisch ist das übrigens nicht neu: Nachrichtenseiten beispielsweise verwenden regelmäßig halb- und vollautomatische Accounts, die immer dann einen Tweet verfassen, wenn ein neuer Artikel auf ihrer Homepage veröffentlicht wurde. Auch Hilfeportale nutzen oft Chatbots, um ihren Nutzern oder Kunden einfache Fragen zu beantworten.

Der Unterschied zu Social Bots ist ihre Wirkung. Während Chatbots und Nachrichtenbots vor allem die menschliche Arbeit erleichtern und beschleunigen sollen, treten Social Bots oft in großer Zahl gemeinsam auf. So kamen Studien zu dem Ergebnis, dass auf dem Höhepunkt des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes mehr als jede vierte Twitter-Nachricht (27 Prozent) von einem Social Bot stammte. Dabei waren Social Bots in der Diskussion besonders aktiv. Auf die absolute Zahl geschaut, verbirgt sich laut Studien schätzungsweise nur hinter 9 bis 15 Prozent aller weltweiten Twitter-Nutzer ein Bot.

„Einerseits gibt es direkte Einwirkungen auf Einzelpersonen, und andererseits kommt es zur Beeinflussung von öffentlichen Meinungen“

(Prof. Joachim Scharloth)

Durch ihre Größe haben Netzwerke von Social Bots auf einzelne Meldungen massive Auswirkungen. Mit massenhaften Posts und diskreditierenden Äußerungen können Social Bots Diskussionsthemen aufheizen oder ernsthafte Diskussionsrunden sprengen. So gibt es beispielsweise ein Netzwerk mit rund 350.000 Social Bots, das in beliebigen Diskussionen zufällige Stellen aus Star-Wars-Romanen zitiert. Je nach Diskussionsverlauf und Programmierung der Bots können diese dadurch reale User von der tatsächlichen Diskussion ablenken. „Einerseits gibt es direkte Einwirkungen auf Einzelpersonen, und andererseits kommt es zur Beeinflussung von öffentlichen Meinungen“, sagt Prof. Scharloth.

Denn: Durch das massenhafte Retweeten eines Beitrags oder das millionenfache Nutzen eines einheitlichen Hashtags schnellt die Reichweite einer bestimmten Nachricht oder eines Tweets rapide nach oben. Social Bots können damit Trends im großen Stil manipulieren und Online-Meinungsbilder verzerren.

 

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