Auch Umfrageergebnisse verschiedener Institute, die in etwa gleichzeitig erhoben werden, weichen manchmal deutlich voneinander ab. Woran liegt das?
Diese Frage ist durchaus berechtigt. Das letzte Beispiel, das mir zu dieser Frage einfällt sind natürlich die sich stark unterscheidenden Umfragen im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Wir hatten einen klaren Vorsprung von 7 Prozentpunkten der CDU vor der AfD veröffentlicht und die Online-Umfragen im Auftrag von Spiegel und Bild hatten bis zum Wahlsonntag ein Kopf-an-Kopf vorhergesagt, und das mit medial großer Aufmerksamkeit. Ich kann mir diese Unterschiede u.a. durch die methodische Defizite der Onlineumfragen erklären, die eben nicht auf dem Zufallsprinzip basieren. Die Selbstrekrutierung der teilnehmenden Personen bei Online-Umfragen kann die Repräsentativität deutlich beeinträchtigen und somit zu Verzerrungen in den Ergebnissen führen. Wir befragen telefonisch nach dem klassischen Zufallsprinzip. Das Ergebnis in Sachsen-Anhalt gab uns recht.
Wie erleben Sie die Meinungsforschung in Deutschland?
Wir stehen ständig unter medialer Beobachtung. Zwischen den Medien und der Branche existiert eine Art Hassliebe. Medien veröffentlichen gerade zu Beginn eines Wahlkampfes nahezu unhinterfragt jede Zahl und wenn diese sich als „nicht richtig“ herausstellt, wird auf die Meinungsumfrage und die Institute geschimpft. Für die Forschungsgruppe Wahlen e.V. gesprochen muss ich aber sagen, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben. Wir lagen bei den vergangenen Wahlen mit dem Trend immer richtig.
Hat sich Meinungsforschung verändert?
Die Veränderungen in der Meinungsforschung sind vor allem methodischer Art. Wir müssen uns stets wissenschaftlich weiterentwickeln, vor allem wie wir unsere Daten erheben. So mussten wir uns bei der Stichprobe auf neue Gegebenheiten – wie den Mobilfunk – einstellen. Inzwischen kombinieren wir beide Wege, um die Befragten telefonisch zu erreichen.
Gleichzeitig hat durch die Vielzahl an Werbeanrufen die Bereitschaft zur Teilnahme an Telefoninterviews deutlich abgenommen. Aber dennoch ist es so, dass wir von der Datenqualität und dem wissenschaftlichen Anspruch her überzeugt sind, dass wir mit Telefoninterviews die richtige Methode anwenden.