Doch selbst die Bestandteile der einzelnen Stationen müssen mit Raketen zu ihrem Zielort gebracht werden. „Dafür braucht es Schwerlastraketen, die bis zu 100 Tonnen Nutzlast transportieren und dabei mehrfach wiederverwendbar und gleichzeitig kostengünstig sein müssen”, so Jaumann. Ähnliche Raketen seien zwar während der Apollo V Mission von der NASA eingesetzt worden. „Aber seitdem ist viel Wissen verloren gegangen. Wir müssen dafür ganz neue Technologien entwickeln und diese Entwicklungen passieren genau jetzt, überall auf der Welt”, sagt Jaumann. Im Fokus dieser Entwicklungen steht als Anfang derzeit SpaceX mit ihrer wiederverwendbaren Falcon 9 Rakete, die jedoch derzeit noch zu klein ist. Doch auch die Verwendung der Ressourcen vor Ort könnte den Aufbau von weiteren Raumstationen erleichtern. „Aus den Bestandteilen des Mondregolith könnten Gebäude oder Solaranlagen gebaut werden”, sagt Kayal, „und das vorhandene Wasser auf Asteroiden könnte die menschliche Präsenz im Weltraum erleichtern, da wir damit Pflanzen produzieren und sogar Treibstoff herstellen könnten”. Und auch an anderer Stelle gibt es Überlegungen, Prozesse möglichst effizient zu gestalten: „Asteroiden könnten abgeschleppt und beispielsweise in die Mondumlaufbahn gebracht werden, um sie dann dort, und nicht im weit entfernten Asteroidengürtel, abzubauen”, sagt Jaumann. Doch aktuell fokussieren sich die Ziele der Wissenschaftler*innen erstmal auf die nähere Umgebung. „Erst wenn wir den Raum zwischen Erde und Mond wirklich beherrschen können wir uns weiter in den Weltraum wagen”, so Jaumann weiter.
Ob ein Ressourcenabbau im All überhaupt in Zukunft umgesetzt werden kann, bleibt nicht nur aus logistischen Gründen herausfordernd. Denn das geltende Weltraumrecht steht dem gewinnorientierten Abbau von Ressourcen im Weltraum entgegen und verbietet die Aneignung von Himmelskörpern. Nichtsdestotrotz haben die USA und Luxemburg zuletzt Gesetze erlassen, die einen Ressourcenabbau im All fördern sollen – ein Konflikt, der noch nicht gelöst ist.