Weltall
Foto: Albrecht Fietz / Pixabay

Sonne, Mond und Sterne

Über Weltraumforschung und Weltraumnutzung

Mit großer Spannung wurde die Rückkehr der schuhkartongroßen Kapsel erwartet. Nach insgesamt sechs Jahren im All und über fünf Milliarden zurückgelegten Kilometern, landete am 6. Dezember 2020 eine von der Sonde Hayabusa 2 zurückgeschickte Weltraumkapsel in der australischen Wüste. Darin befanden sich gerade einmal 0,1 Gramm Proben des erdnahen Asteroiden Ryugu, welche die japanische Sonde gesammelt hatte. Forschende hoffen nun, mit dem 4,6 Milliarden Jahre alten Material, Rückschlüsse auf die Ursprünge des Sonnensystems und die Entstehung des Lebens auf unserer Erde ziehen zu können. 

Während Wissenschaftler*innen, wie die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla, die Landung der Proben als “historischen Moment der Weltraumforschung” bezeichnen, machen Missionen wie Hayabusa 2 gleichzeitig beispielhaft deutlich, wie aufwendig und kostspielig Weltraumforschung ist. Rund 123 Millionen Euro kostete die bisherige Mission. Geschätzt 6,7 Milliarden Euro betrug hingegen das Gesamtbudget 2020 der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Sogar etwa dreimal so hoch ist das Budget der amerikanischen Weltraumagentur NASA – und damit in ähnlicher Größenordnung wie das Bruttoinlandsprodukt von Zypern. 

Doch auch die Erfolge der Weltraumforschung sind in den letzten Jahren enorm. In den rund 60 Jahren seit Beginn des Zeitalters der unbemannten Weltraumforschung mit dem Start des russischen Satelliten Sputnik 1 am 4. Oktober 1957 betraten Astronauten den Mond, erkundeten Fahrzeuge den Mars und wurden Aufnahmen von Schwarzen Löchern gemacht. Und allein in den letzten Monaten bis Dezember 2020 fanden eine ganze Reihe an Missionen und Forschungsvorhaben statt. 

Die Weltraumforschung bringt tatsächlich auch wichtige Erkenntnisse und Fortschritte für die Gestaltung unseres Lebens auf der Erde. Alltägliche Anwendungen wie präzise Wettervorhersagen, grenzenlose Telekommunikation oder Navigationssysteme, aber auch Gegenstände wie Klettverschlüsse oder das Cerankochfeld wären ohne die Weltraumforschung und -nutzung  gar nicht möglich. Auch wesentliche Erkenntnisse der Grundlagenforschung verdanken wir erst der Raumfahrtforschung. Denn die besonderen Bedingungen der Schwerelosigkeit ermöglichen es erst, wesentliche Fragen der Grundlagenforschung beispielsweise aus der Naturwissenschaften oder der Medizin zu adressieren – mit dem reinen Erkenntnisgewinn als oberstes Ziel als Grundlage für weitergehende und angewandte Forschung. 

Nicht nur die Wissenschaftscommunity, sondern auch die Medienöffentlichkeit und weite Teile der Gesellschaft zeigen sich seit jeher von der Weltraumforschung fasziniert. Die Suche nach außerirdischem Leben oder Raumfahrt-Expeditionen sind Stoff für zahlreiche Science Fiction-Erzählungen. Und schließlich sind die Worte Neil Armstrongs nach Betreten des Mondes am 21. Juli 1969 („That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind.“) eines der berühmtesten Zitate des 21. Jahrhunderts. Zuletzt ließ sich auch in Deutschland eine besonders ausgeprägte Weltraumbegeisterung beobachten, als der Astronaut Alexander Gerst 2018 regelmäßig Bilder aus dem All in sozialen Netzwerken teilte und über sein ungewöhnlichen Alltag auf der ISS bloggte. 

Deutschland selbst gilt als Staat, in dem die Raumfahrt seit langem einen wichtigen Wirtschafts- und Forschungszweig darstellt. Rund 10.000 Personen beschäftigt allein die Raumfahrtbranche in Deutschland. Weitere Tausende Personen sind zudem in die Weltraumforschung eingebunden. Dabei ist Deutschland nur mittelbar in die aktive Raumfahrt involviert. Als eines der 22 Mitglieder der ESA bündelt es seine Kompetenzen mit anderen europäischen Nationen. Doch auch die USA, Russland, China, Indien, Iran, Israel, Japan, Nord- und Südkorea betreiben aktive Raumfahrt und verfolgen ambitionierte Raumfahrtpläne. 

Während sich insbesondere die USA und die damalige Sowjetunion zu Beginn der unbemannten und bemannten Raumfahrt in den 60ern und 70ern einen Wettlauf um die Erkundung des Weltalls lieferten, verfolgen also inzwischen deutlich mehr Staaten teils zivile, teils militärische Ziele. Dennoch existieren bei all den unterschiedlichen Interessen auch gemeinsame Kooperationen und Missionen. So besteht bereits seit 1998 die Internationale Raumfahrtstation ISS, die in Kooperation von fünf Raumfahrtagenturen (ESA, NASA (USA), Roskosmos (Russland), JAXA (Japan) und CSA (Kanada)) gemeinsam betrieben wird und als einzig ständig bemannte Raumstation dauerhaft um die Erde kreist. 

Neben den klassischen Akteuren in der Weltraumforschung, den Staaten, drängen in letzter Zeit auch verstärkt private Akteure in den  Weltraum. Ein bekanntes Beispiel ist dabei das Unternehmen SpaceX von Elon Musk, das das Ziel verfolgt, die private und kommerzielle Raumfahrt auszubauen und welches zuletzt im November 2020 vier Astronauten zur internationalen Raumstation ISS brachte. Andere Unternehmen bieten touristische Weltraumflüge oder Grundstücke auf dem Mond zum Kauf, planen den Ressourcenabbau wichtiger Mineralien im Weltall oder arbeiten an einer Besiedlung von Mond und Mars. 

Der Abbau von Rohstoffen und die Besiedelung von Himmelskörpern sind dabei nur zwei Beispiele, die Fragen der Möglichkeiten der Nutzung, aber auch Fragen der rechtlichen, technischen und logistischen Machbarkeit aktueller denn je erscheinen lassen. Verschiedenste realistische und momentan utopische Ideen existieren dabei nebeneinander. Erst die Zukunft wird zeigen, welche Anwendungen und Forschungsvorhaben im Weltraum tatsächlich auch erfolgreich sind. Bis dahin bleiben uns zur Erforschung des Weltalls nur kleinste Proben wie von der Hayabusa 2-Mission. Wohl wissentlich, dass die noch zu erforschenden Fragen, Potentiale und Herausforderungen im Weltall noch nahezu unendlich sind. 

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