Was sind Ihre Aufgaben während einer Mission?
Ich bin für das Management zuständig und schaue, dass alles zusammenpasst. Dafür muss ich vor allem den Überblick behalten und mich mit allem ein bisschen auskennen. Biologische Experimente haben beispielsweise nur eine gewisse Lebensdauer und müssen daher gut getaktet werden. Die Materialwissenschaften sind da wiederum flexibler, müssen aber dennoch zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein. Das ist ein bisschen wie ein Puzzle, das man zusammensetzen muss, aber es macht mir Spaß, mich immer wieder in neue Bereiche einzuarbeiten.
Wie kann man sich Ihre typische Arbeitswoche in dieser Zeit vorstellen?
Ich habe zahlreiche Konferenzen und Meetings. Jeden Montag gibt es eine Konferenz mit den europäischen Teams, am Montagnachmittag gibt es ein Treffen mit den NASA-Chefs der ISS und dann einen Statusbericht mit allen internationalen Partnern. Dienstag treffen sich wiederum die europäischen Planungsteams. Außerdem habe ich jeden Tag ein Meeting mit dem Flugdirektor, der für den Kontrollraum zuständig ist. Und einmal in der Woche machen wir eine Schaltung zur ISS, um mit den europäischen Astronauten zu reden. Wenn es größere Anomalien gibt, muss ich auch bei den Besprechungen dazu dabei sein.
Am Wochenende ist es etwas ruhiger, denn die Astronaut*innen haben dann auch mehr oder weniger frei. Samstags müssen sie jedoch sauber machen, zum Beispiel Luftfilter von Staub befreien und Sachen abwischen. Alexander Gerst hat an dem Tag auch öfters Videos für Kinder gemacht. Sportübungen stehen für die Astronaut*innen jeden Tag auf dem Plan, damit sich ihre Muskeln in der Schwerelosigkeit nicht abbauen.
Alles in allem ist das eine arbeitsintensive Zeit und die Wochen sind sehr durchgetaktet. Im Kopf bin ich immer dabei. Und bevor ich ins Bett gehe, schaue ich immer nochmal in meine E-Mails, darüber kann ich gut mit den Astronaut*innen kommunizieren. Alexander Gerst hat mich allerdings auch öfters mal angerufen.
Wie viele Personen sind an einer ISS-Mission beteiligt?
Das lässt sich schwer beziffern. Allein für die europäischen Experimente gibt es kleinere Kontrollzentren in Spanien, Frankreich, Belgien, Schweiz und Köln. Dann gibt es noch die Unterstützungszentren der Ingenieur*innen in Bremen und in Turin. Mein Chef sitzt in einem ESA-Zentrum in den Niederlanden. Zudem gibt es viele verzweigte Teams von Wissenschaftler*innen, die die Experimente geplant haben. Dazu hat jede*r europäische Astronaut*in beispielsweise einen eigenen betreuenden Arzt. Das sind also noch längst nicht alle Beteiligten.