„Man muss klar feststellen, dass in der Vergangenheit zu wenig Boden ausgewiesen wurde. Grundsätzlich braucht man mehr Bauflächen”, sagt Michelsen. Die drei Experten sind sich einig, dass eine wirkliche Entlastung des Wohnungsmarktes nur durch eine Änderung der Bodenpolitik stattfinden kann. Gefragt sind hier vor allem die Kommunen, deren Aufgabe es ist, Bauflächen auszuweisen. Sie könnten nicht nur die Quantität des Baulandes erhöhen, sondern auch beeinflussen, welche Art von Wohnungen darauf gebaut werden. „Eine Kommune muss nicht an denjenigen verkaufen, der den höchsten Preis für das Grundstück bietet, sondern an denjenigen, der das beste Konzept vorlegt. Oder sie kann Bauland verbilligt an Investoren vergeben, die nicht gewinnorientiert sind, wie zum Beispiel Genossenschaften,“ sagt Michelsen. Dass ein finanzieller Nachteil für Kommunen entstehen könnte, glaubt Voigtländer nicht: „Die Investoren sind ja interessiert zu bauen, da können Kommunen ruhig das Angebot entsprechend steuern. Es müssen ja nicht immer Sozialwohnungen sein, die Kommune könnte ihr Bauland auch an einen Investor geben, der zum Beispiel Zwei- und Dreiraumwohnungen baut, die dringend gebraucht werden.”
Auch Schmitt sieht im Wohnungsneubau nicht die Lösung, um Wohnraum für Einkommensschwache zu schaffen: „Wohnungsneubau kann quantitativ nur ergänzend wirken oder zusätzliche Qualitäten bereitstellen, wie beispielsweise barrierefreie Wohnungen“, sagt sie. „Preiswerten Wohnraum findet man vor allem im Bestand und dort muss er auch gesichert werden.“
An Instrumenten und Maßnahmen, um die Probleme auf dem Wohnungsmarkt anzugehen, scheint es zumindest nicht zu fehlen. Vielmehr wird nun entscheidend sein, wie Bund, Länder und Kommunen diese einsetzen und wie sich deren Wirkung entfalten wird. Schmitt stört an der ganzen Debatte vor allem, dass sie vielfach sehr ideologisch geführt werde. „Instrumente werden gegeneinander gehandelt, letztendlich funktioniert jedoch nur ein Zusammenspiel, hinter dem eine langfristige Strategie steckt.” Wichtig sei es dazu, Wohnen und Wohnungsbau als öffentliche Daueraufgabe anzuerkennen anstatt nur kurzfristig zu reagieren.