Mit welchem Teil der Stadtentwicklung beschäftigen Sie sich?
Wenn wir über eine zukünftige Stadt sprechen, dann beschäftigen wir uns mit den Ressourcen, aus denen Städte in Zukunft gebaut werden sollten. Bei der Bereitstellung von Baumaterialien betreiben wir derzeit einen Raubbau an unserer natürlichen Umwelt. Gerade die Ressource Sand und damit auch der Werkstoff Beton, werden künftig nicht mehr so ohne weiteres verfügbar sein. Auch in Deutschland wird der Sand knapp, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unlängst titelte.
Deshalb suchen wir zum Einen nach alternativen Baumaterialien und zum Anderen versuchen wir ein Verständnis für neue, nachhaltigere Werkstoffe bei Architekten und Ingenieuren zu etablieren. Ganz grundsätzlich geht es darum, Bauaktivitäten und Materialverbrauch nicht als linearen Prozess zu begreifen, sondern als zirkulierendes System. Die Stadt soll dabei als urbane Mine und Materiallager betrachtet werden, in der die zum Bau eingesetzten Materialien nach deren Nutzung wiederverwendet werden können.
Wie kann man das erreichen?
Sortenreinheit ist dafür ganz wichtig. Wir können die Materialien nur wiederverwenden oder wiederverwerten, wenn die Materialien sortenrein wieder ausgebaut werden können. Das klingt einfach, zieht aber einen ganzen Katalog von Entwurfsentscheidungen nach sich. Wir dürfen beispielsweise nicht mehr kleben, schäumen oder Silikone verwenden – sprich wir müssen das Bauen radikal neu und von Beginn an ganzheitlich denken. Wir müssen begreifen, dass in der Planungsphase nicht nur der Aufbau, sondern auch der Abbau zu unserem Berufsbild dazugehören. Wir müssen alle miteinander die Stadt als Ressource verstehen.
Ist es auch heute schon denkbar solche Materialien einzusetzen?
Wenn man möchte, ist das natürlich möglich. Wir haben beispielsweise in Zürich im Februar dieses Jahres eine Wohneinheit namens „UMAR“ nach diesem Prinzip errichtet.
Dort kommt eine lange Liste an wiederverwendeten oder wiederverwerteten Materialien bereits zum Einsatz. So gibt es aus Altglas hergestellte Küchenarbeitsplatten oder Abdeckungen, Hartfaserplatten aus Essensresten, oder aus Pilzgeflechten bestehende Isolationsmaterialien. Insgesamt nutzen wir in dem Projekt über 60 Materialien, die sortenrein verbaut sind und zuvor bereits eine andere Funktion innehatten oder gezüchtet wurden.