Warum werden zu wenige Wohnungen gebaut?
Im Moment gibt es eigentlich viele Investoren, Bauen lohnt sich. Das liegt unter anderem an den aktuell sehr niedrigen Zinsen für Kredite. Worüber alle Projektentwickler klagen ist, dass sie keine Bauflächen bekommen. Die knappen Bauflächen sind ein entscheidender Faktor. Da sind die Kommunen gefordert, denn sie können Bauland ausweisen. Sie kommen dieser Aufgabe aber teilweise zu langsam hinterher. Zum Teil liegt das aber auch an den Bürgern. Ein Beispiel ist das Tempelhofer Feld in Berlin. Dort wäre Platz für tausende Wohnungen. Aber die Bürger haben mit einem Volksbegehren gesagt, dass sie nicht wollen, dass dort gebaut wird. Wir müssen dem Bauen mehr Vorrang einräumen, sonst werden wir die Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht entspannen können.
Welche anderen Möglichkeiten gäbe es, zusätzlich zur Ausweisung von neuem Bauland, um den Wohnungsmarkt zu entlasten?
Es gibt hier vier Optionen: Erstens könnte man nachverdichten, indem man Brachen in der Stadt bebaut. Zweitens hat man die Möglichkeit, höher zu bauen. Damit meine ich nicht nur Hochhäuser, sondern dass man auch bei Mehrfamilienhäusern nach oben geht. Drittens gibt es die Option, neue Stadtviertel zu gründen. Für Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München muss das auf Dauer die Alternative sein. Und viertens könnte das Umland besser angebunden werden. Die Leute wollen zentral wohnen und kurze Wege, sind aber bereit S-Bahn, U-Bahn oder ICE-Verbindungen zu nutzen. Wenn ich schnell und bequem in die Stadt pendeln kann, nehme ich das auch wahr. Auf der ICE-Strecke zwischen Köln und Frankfurt gibt es die Orte Limburg und Montabaur, eigentlich zwei kleine ruhige Städtchen, die aber seit einigen Jahren wachsen. Das Angebot, in 30 bzw. 45 Minuten in Köln oder Frankfurt zu sein, ist für die Leute attraktiv. Wenn wir die Städte besser vernetzen mit Orten wo es Schrumpfungen gibt, dann können wir vielleicht die Wanderungsbewegung etwas steuern.