Immer wieder lassen einzelne Wissenschaftler, Institute und Banken verlauten, dass die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt in Deutschland nicht mehr verhältnismäßig sei. Einige befürchten sogar die Entstehung einer Überbewertung des deutschen Immobilienmarkts. Die Bundesbank schrieb zu Beginn des Jahres von „Preisübertreibungen in den Städten”, das Forschungs- und Beratungsinstitut Empirica spricht gar von „Blasenindikatoren, [die] weiter in Richtung Gefahrenzone zeigen”. Auch Prof. Dr. Karl-Werner Hansmann, emeritierter Wirtschaftsprofessor der Universität Hamburg, sagt: „Immobilien sind längst zu Spekulationsobjekten in Deutschland geworden. Wir erleben hierzulande gerade den Anfang einer Immobilienblase”.
Hansmann stützt sich in seiner Argumentation auf eine von ihm durchgeführte empirische Datenanalyse. Sie vergleicht Zahlen der Immobilienmärkte der USA und Spanien vor dem jeweiligen Crash mit aktuellen Zahlen aus Deutschland. Besonders eklatant: „In allen drei Ländern stiegen die Kaufpreise relativ stärker als die Mieten”, stellt Hansmann fest. Für ihn ist das eines von sechs Kriterien, die eine Immobilienblase charakterisieren.
Als weitere nennt er den hyper-exponentiellen Anstieg der Kaufpreise und das Phänomen, dass die Preise zunächst in Top-Lagen, dann erst in Metropolen und Ballungszentren steigen. Eine Immobilienblase werde zudem durch makroökonomische Faktoren wie sehr niedrige Hypothekenzinsen, sehr geringe Tilgungsraten und einem hohen Anteil an Fremdfinanzierung begünstigt. „Alle Kriterien können wir in Deutschland seit Ende 2015 als erfüllt betrachten”, sagt Hansmann. „Es wäre also höchste Zeit, dass Politik und Banken entgegensteuern und so einen großen Crash verhindern.”
Jedoch teilen nicht alle Experten seine Ansicht. Das Institut für Wirtschaft in Köln hält die Befürchtungen einer Blasenbildung sogar für unbegründet und schreibt in ihrem Gutachten: „Insgesamt ist die Gefahr einer spekulativen Blase damit als sehr gering einzustufen und auch für den Fall einer plötzlichen Zinserhöhung ist der Markt gut gerüstet.” Auch Guido Spars teilt die Sorge einer Blase nicht: „Ich sehe nicht, dass wir momentan eine generelle Überbewertung am Markt haben. Wir haben zum einen – verglichen mit anderen Immobilienmärkten – in Deutschland weiterhin einen Nachholbedarf und zum anderen sind die steigenden Preise ein normaler Vorgang bei knappen Gütern.”
Doch unabhängig davon, ob eine Blase sich bildet oder ob nur das knappe Angebot die Preise für Immobilien weiter in die Höhe treibt: Wichtig – im Sinne bezahlbarer Wohnungen – ist, dass die Politik Maßnahmen ergreift, die das Problem auf dem Wohnungsmarkt langfristig lösen. In diesem Punkt sind sich die Experten einig.