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Wohnungsmarkt – Das war die Debatte

Eine Zusammenfassung

Wir würden gerne erfahren, was Sie persönlich über den Wohnungsmarkt denken und wie Ihnen die-debatte.org gefällt. Nehmen Sie hier an unserer 5-minütigen, anonymen Umfrage teil. Die Antworten werden von der Abteilung für Kommunikations- und Medienwissenschaften der TU Braunschweig in einem begleitenden Forschungsprojekt ausgewertet.

Steigende Mieten, steigende Kaufpreise, steigende Verdrängung – die Lage am Wohnungsmarkt in den Städten ist derzeit ein kontroverses Thema. In den vergangenen Wochen hat Die Debatte dazu recherchiert und Experten verschiedener Fachrichtungen befragt. Den Abschluss bildete eine Live-Debatte, dieses Mal zum Thema „Arm durch Wohnen? Wie Mieten bezahlbar bleiben“. Vor rund 100 Zuschauern im Haus der Wissenschaft in Braunschweig diskutierten Experten zum Thema, während sich das Online-Publikum im Livestream mit Fragen und Kommentaren beteiligte.

Dass viele Menschen von der schwierigen Lage auf dem Wohnungsmarkt betroffen sind, zeigt auch das Stimmungsbild unserer Leser. In der nicht repräsentativen Opinary-Umfrage gaben 60 Prozent von ihnen an, Angst vor steigenden Mieten zu haben.

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Aber wo steigen die Mieten besonders drastisch? Wie viele bezahlbare Wohnungen fehlen in Deutschland? Und welchen Anteil des Einkommens investieren Menschen in Deutschland in die Miete? In unserem Artikel „Mangelware Wohnraum – zu teuer, schlecht gelegen oder schon weg“ geben wir einen Überblick über die Fakten.

 

Dass ganze Stadtviertel wegen günstiger Mieten zunächst attraktiv, danach schrittweise saniert und  zuletzt zu deutlich teureren Preisen vermietet werden, hat als Prozess einen eigenen Begriff bekommen: Gentrifizierung. Dabei sei die Verdrängung ärmerer Haushalte kein Nebeneffekt, sondern der Kern der Gentrifizierung, sagt Dr. Andrej Holm von der Humboldt-Universität zu Berlin. Das bestätigt Dr. Sebastian Schipper von der Goethe-Universität Frankfurt: Leidtragende seien vor allem Menschen mit geringem Einkommen. Kreativ auseinandergesetzt mit dem Phänomen Gentrifizierung hat sich Mai Thi Nguyen-Kim mit einem Video, das sie für Die Debatte gedreht hat:

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Im Übrigen ist sich die Wissenschaft einig, dass es in den städtischen Ballungsräumen ein zunehmendes Problem gibt. Die Frage ist eher: Was hat den Wohnungsmarkt eigentlich so drastisch verändert?. Dafür haben die Experten unterschiedliche Erklärungen: Während Prof. Dr. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln die Gründe hauptsächlich im unterschätzten Zuzug in die Städte und der mangelnden Bautätigkeit sieht, erkennt Prof. Dr. Guido Spars von der Bergischen Universität Wuppertal zusätzlich ein Planungsversagen der Städte und Kommunen – und verweist zudem auf die Rolle ausländischer Investoren.

Politische Fehlsteuerungen gab es auch beim sozialen Wohnungsbau. Der Verkauf von ehemals gemeinnützigem Wohnraum sei der Kardinalfehler der letzten Jahrzehnte gewesen, sagt Dr. Gerd Kuhn von der Universität Stuttgart gegenüber von Die Debatte. Denn anders als in Wien, wo die Stadt seit einem Jahrhundert am kommunalen Wohnungsbestand festhält, haben deutsche Städte große Teile ihrer Wohnungen verkauft. Und auch die Zahl der Sozialwohnungen sinkt in Deutschland seit Jahren. Doch wenn Mieten am freien Markt in die Höhe schnellen, steigt die Nachfrage nach Wohnraum, der nicht dem Profit, sondern dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Das sagt auch Tobias Koch vom Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos: „Es ist auch ein Thema des sozialen Friedens. […] Wohnraum muss breiten Schichten der Bevölkerung zugänglich sein.“ Unsere Grafik verdeutlicht den Schwund an Sozialwohnungen in den drei größten deutschen Städten:

 

Doch was sind mögliche Lösungswege aus der Krise? Das beschäftigte unter anderem das Podium und die Zuschauer der Live-Debatte am 31. Mai in Braunschweig. Zu Gast waren die Humangeographin Prof. Dr. Susanne Heeg von der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Stadtsoziologe Prof. Dr. Carsten Keller von der Universität Kassel und Prof. Dr. Tanja Kessel vom Institut für Infrastruktur- und Immobilienmanagement an der TU Braunschweig. Sowohl vor Ort als auch über die sozialen Medien wurden zahlreiche Fragen an die Experten gestellt.

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Insgesamt müsse wieder mehr gebaut werden, darüber waren sich alle drei Wissenschaftler einig. Tanja Kessel machte jedoch gleich zu Beginn klar: „900.000 Wohnungen sind deutschlandweit in der Hand von professionellen institutionellen Unternehmen, das ist im Verhältnis relativ wenig. Ich möchte das relativieren, internationale Investoren investieren eher in gewerbliche Immobilien.” Carsten Keller lenkte ein: „Der lukrative Wohnungsmarkt Deutschland und das im durchschnitt gestiegene Einkommen werden vom internationalen Kapital abgegriffen. Die Zivilgesellschaft muss da dagegen halten.” Susanne Heeg plädierte für den Bau von neuen kommunalen Wohnungen.

„Es muss wieder rekommunalisiert werden. Außerdem sollten Flächen der Stadt nicht zum höchsten Preis verkauft werden, sondern um günstigen Wohnraum zu sichern.”

Prof. Dr. Susanne Heeg, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Auch Politiker haben wir nach Vorschlägen gefragt, wie der Wohnungsmarkt wieder entspannt werden könnte. Obwohl sich alle Parteien einig sind, dass dringender Handlungsbedarf besteht, unterscheiden sich ihre Vorschläge teils erheblich. Kernfrage der Debatte: Regelt der Markt das Problem von alleine, oder braucht es einen stärkeren Eingriff des Staates? Während die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD das Baukindergeld, mehr Transparenz bei der Mietpreisbremse, die Begrenzung der Modernisierungsumlage und steuerliche Anreize für Investoren umsetzen wollen, schlagen Oppositionspolitiker andere Wege vor. Die Mietpreisbremse gehöre abgeschafft, sagt Daniel Föst von der FDP. Stattdessen müsse die Grunderwerbssteuer gesenkt werden. Vertreter von den Grünen und die Linke sehen das anders: Es müsse eine funktionierende Mietpreisbremse ohne Ausnahmen umgesetzt werden, sagt Chris Kühn von den Grünen. Oppositionskollegin Caren Lay von Die Linke fordert zudem einen Neustart im sozialen Wohnungsbau.

„Preiswerten Wohnraum findet man vor allem im Bestand und dort muss er auch gesichert werden.”

Gisela Schmitt, RWTH Aachen

Und was taugen die Vorschläge der Politik? Experten äußerten sich zu den geplanten Instrumenten der Bundesregierung durchaus kritisch: Das Baukindergeld sei eine Art Bleibeprämie für den ländlichen Raum, sagt Dr. Claus Michelsen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Ohnehin müsse man zu anderen Mitteln greifen, wolle man die Sozialstruktur in Quartieren erhalten, sagt Gisela Schmitt von der RWTH Aachen. Der preiswerte Wohnraum finde sich vor allem in bereits bestehenden Wohnungen und müsse auch da gesichert werden.

Das findet auch Florian Schmidt von den Grünen, Bezirksstadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg. Im Video-Interview mit Die Debatte spricht er über Maßnahmen, um die Kieze in seinem Bezirk vor steigenden Mieten zu schützen:

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Auf unserem Blog haben wir auch einen Blick in die Zukunft des Bauens gewagt. Besonders interessant für den zukünftigen Bedarf seien baulich flexible Cluster-Wohnungen, sagt Prof. Dr. Michael Prytula von der FH Potsdam. Und für Prof. Dirk E. Hebel vom Karlsruher Institut für Technologie ist klar, dass die Stadt der Zukunft nachhaltig gebaut werden muss.

 

Dass das Thema Wohnen nicht nur uns in Deutschland beschäftigt, sondern auch Menschen aus anderen Teilen der Welt, zeigen unsere Befragungen von Touristen am Checkpoint Charlie in Berlin:

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