Sowohl die Folgen des Klimawandels, als auch die Entwicklung der Wirtschaft lassen sich schwer voraussagen. Wie gehen Sie in dem Forschungsprojekt mit diesen Unsicherheiten um?
Immer wenn wir uns über mögliche Entwicklungen in der Zukunft unterhalten, gibt es viele Unsicherheiten. Wir fragen uns, wie wird sich das Klima entwickeln, wo und wann werden beispielsweise Extremwetterereignisse auftreten, welche Schäden werden sie verursachen und was bringt eine Anpassung. Für die Wirtschaft in der nahen Zukunft haben wir durch unsere Modellierung und der Berücksichtigung von bereits heute erkennbaren Entwicklungen und Trends eine Idee, wie sie aussehen kann. Je weiter man jedoch in die Zukunft blickt, desto schwieriger wird es, ein klares Bild zu formulieren. Die Unsicherheiten bei Klima und bei Wetterereignissen sind ebenfalls sehr groß. Daher ist es wichtig, offen mit den verbleibenden Unsicherheiten umzugehen – also klar zu kommunizieren, was wir belastbar berechnen können, wo Annahmen notwendig sind und was eben nicht berechnet werden kann.
Die Klimawandelschäden und Anpassungskosten sind bislang deutlich weniger erforscht als etwa die wirtschaftlichen Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen. Warum ist das so und warum wird diesen Kosten auch in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion weniger Aufmerksamkeit geschenkt?
Klimaschutz steht schon länger auf der politischen Agenda. Die deutsche Anpassungsstrategie wurde 2008 in einen politischen Rahmen gegossen. Die Datenbasis für solche Forschung ist mit hoher Unsicherheit verbunden. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten sind dementsprechend schwer zu beziffern. Unser Projekt bietet auch explizit Strategien, um eine Bewusstseinsbildung oder Sensibilisierung zu schaffen, damit auf die Klimawandelfolgekosten mehr Aufmerksamkeit gelenkt wird. Das IÖW hat in unserem Projekt extra ein Arbeitspaket, welches der Außendarstellung der Ergebnisse dient. Forschungsergebnisse können nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn sie bei den Akteuren, für die sie relevant sind, ankommen und auch verstanden werden. Vielleicht denken viele Menschen heute noch, dass sie der Klimawandel nicht betrifft. Aber gerade mit den aktuellen Bildern vom Hochwasser im Juni in Deutschland haben wir gesehen, wie schnell man doch zu einem Betroffenen durch Klimawandel werden kann. Wir versuchen, die ökonomischen Argumente zu liefern und zu belegen, welche ökonomischen Auswirkungen uns drohen und auch für jeden einzelnen klarzumachen, dass er*sie betroffen sein kann. Ich denke aber, dass sich die Diskussion in Zukunft ändern wird, denn der Fakt, dass der Klimawandel sich in Deutschland auswirkt, lässt sich nicht mehr leugnen.