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Fragen und Antworten zur Schätzung der Klimawandelkosten

Wodurch entstehen die Kosten? Und wie schätzen Wissenschaftler*innen zukünftige Klimawandelfolgekosten?

1. Welche Wissenschaftsdisziplinen sind an den Kostenschätzungen beteiligt?

Die Schätzung von Klimawandelfolgen ist ein interdisziplinäres Feld. In die Simulationen von Ökonom*innen zur Kostenentwicklung bei verschiedenen Klimaszenarien fließen die Erkenntnisse und Modellierungen von Klimawissenschaftler*innen ein. Außerdem werden die Kosten nicht nur auf volkswirtschaftlicher Ebene betrachtet, sondern auch für einzelne Wirtschaftsbereiche, wie Infrastruktur, Landwirtschaft oder Gesundheit. Daran sind wiederum Architekt*innen, Mediziner*innen oder Agrarwissenschaftler*innen beteiligt.

2. Wodurch entstehen die Kosten?

Der Klimawandel verstärkt das Auftreten von Extremwetterereignissen – das ist in der Forschung inzwischen unumstritten. Das bedeutet, dass Extremwetter nicht nur häufiger, sondern auch intensiver auftreten. Solche Extremereignisse sind etwa Starkregen, Hitze, Dürre, Waldbrände, Sturm, Flusshochwasser oder Sturmfluten. Schäden werden jedoch auch durch graduelle Veränderungen verursacht, wie dem Anstieg des Meeresspiegels, Veränderungen im regionalen Wasserhaushalt und ganzjährig höheren Temperaturen. Das alles wirkt sich auf uns, unsere Umwelt und Städte aus und verursacht vielfältige Schäden.

3. Welche Kosten werden unterschieden?

Das Umweltbundesamt (UBA) unterscheidet in seiner Methodenkonvention zur Ermittlung von Umweltkosten verschiedene Arten von Kosten: Vermeidungskosten werden getätigt, um einen Schaden abzuwenden. In Bezug auf den Klimawandel meint das einen Umbau hin zur Klimaneutralität. Vermeidungskosten sind Investitionen in Klimaschutz. Schadenskosten sind die Kosten, die ein durch Umwelteinwirkungen verursachter Schaden nach sich zieht. Auf zukünftige Schadenskosten können sich wiederum die Anpassungskosten auswirken. Das sind die Investitionen, die in die Anpassung an den Klimawandel gemacht werden, wie das Bauen von Deichen oder die Begrünung von Städten. Gelungene Anpassungen können die zukünftigen Schadenskosten verringern. Wissenschaftler*innen unterscheiden außerdem verschiedene Arten von Schäden: Direkte materielle Schäden etwa an Gebäuden und Infrastruktur oder Ernteausfälle. Indirekte materielle Schäden können eine geringere Leistungsfähigkeit oder der Ausfall von Beschäftigten durch Hitze sein oder die Folgekosten durch unterbrochene Lieferketten nach Schäden in der Infrastruktur. Schwer zu beziffern sind dagegen die nicht materiellen Schäden, wie Todesfälle, Biodiversitätsverluste oder Schäden an Kulturgütern. Es gibt verschiedene Ansätze, um etwa Todesfälle zu beziffern, die sind jedoch aus ethischen Gründen umstritten.

4. Welche Ansätze und Modelle gibt es, um Klimawandelkosten zu schätzen?

Die Methodenkonvention des UBA beschreibt den sogenannten Wirkungspfadansatz als den gängigsten. Dabei wird eine Aktivität – bei Kosten von Klimawandelschäden in der Regel das Ausstoßen von Emissionen – über die Umwelteinwirkungen, die Reaktion verschiedener Systeme bis hin zu den Schäden und Kosten verfolgt und in einem Wirkungspfad miteinander verknüpft. Beispielhaft wäre das eine bestimmte Menge an Emissionen, die damit zusammenhängende Erderwärmung, die wiederum eine Hitzewelle hervorruft und so für Ernteausfälle sorgt. Als eine Auswirkung könnten am Ende die steigenden Lebensmittelpreise stehen. Die Wissenschaftler*innen sammeln zunächst Daten und Informationen entlang der Wirkungspfade. Diese bilden die Grundlage für die Simulation in Modellen. Bei Klimawandelfolgekosten sind das in der Regel sogenannte integrierte Bewertungsmodelle, die ökonomische Modelle mit Modellierungen zum Klima verknüpfen. Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler William Nordhaus entwickelte 1992 mit dem DICE-Model (Dynamic Integrated Climate-Economy model) eines der ersten makroökonomischen Modelle zur Schätzung von Klimawandelfolgekosten. Dafür erhielt er 2018 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

5. Wodurch entstehen die großen Unsicherheiten in den Kostenschätzungen?

Auch wenn klar belegt ist, dass die Erde sich weiter aufheizen wird, sind die genauen Auswirkungen schwer absehbar. Außerdem ist nicht klar, wie schnell und wie sehr wir in den kommenden Jahren den Ausstoß von Treibhausgasen eindämmen können. Deshalb berechnen die Forschenden die Kosten in der Regel für unterschiedliche Szenarien, also unterschiedlich starke Erwärmungen, aber auch für verschiedene Grade der Anpassung.

6. Welche Rolle spielt die unterschiedliche Gewichtung der Kosten?

Die Auswirkungen des Klimawandels treten global auf, unabhängig davon, wo die Treibhausgase ausgestoßen werden. Ein Schaden in einem ärmeren Land, wirkt sich jedoch stärker auf die Lebensqualität der dort lebenden Menschen aus, als das in einem reichen Land der Fall wäre – auch wenn er der gleichen Geldeinheit entspricht. Beim Equity Weighting wird dieser Schaden dementsprechend höher gewichtet, etwa indem die Kosten durch das Pro-Kopf-Einkommen in dem betroffenen Land geteilt werden.

7. Wie gewichten die Modelle die Schäden für heutige und zukünftige Generationen?

Die Zeitpräferenzrate bestimmt, wie die Schäden für heute lebende Menschen gegenüber den Schäden für zukünftig lebende Menschen gewichtet werden. Würden die Schäden gleich gewichtet, hätte bereits im Jahr 2020 eine Tonne CO2 680 Euro kosten müssen, wie das UBA berechnet hat. Bei einer sogenannten reinen Zeitpräferenzrate von einem Prozent würden dagegen die Schäden der nächsten Generation – also Schäden die in 30 Jahren entstehen – nur zu 74 Prozent berücksichtigt und der Kostensatz einer Tonne CO2 läge nur bei 195 Euro. Die Gewichtung der Schäden nach Region und Zeit bestimmt also die Höhe der geschätzten Schadenskosten. Da die Wissenschaftler*innen in der Regel unterschiedliche Gewichtungen und verschiedenen Szenarien berücksichtigen, zeigen die Forschungsergebnisse einen Korridor an möglichen Kosten.