Dr. Robert Lepenies, Politikwissenschaftler am Department für Umweltpolitik des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung äußert sich eher kritisch zum Potenzial von Green Nudges als angemessener Klimaschutzstrategie. Die Debatte sowohl zur Wirksamkeit als auch zur Verbreitung von Green Nudges hält er für stark übertrieben und auch stark geprägt von denjenigen, die solche Lösungskonzepte zu verkaufen versuchen. „Tatsächlich ist es doch so, dass viele gesellschaftlichen Probleme struktureller Lösungen bedürfen.” Lepenies kann sich zwar vorstellen, dass Nudges ein bisschen helfen. „Aber um beispielsweise die Klimakrise oder die Biodiversitätskrise zu bewältigen, brauchen wir andere und nicht nur Nudging-Konzepte.”
Für Lepenies, der insbesondere zu Nudging als Politikinstrument forscht, steht außer Frage, dass der Umgang mit dem Klimawandel einer großen gesellschaftlichen Debatte bedarf. Durch technische Tricks ließen sich Krisen dieser Dimension jedoch nicht lösen. „Gerade bei der Nachhaltigkeitstransformation, die wir durchleben müssen, werden Nudges nicht allein die Antwort sein.“
Münsch hingegen sieht durchaus Vorteile von Nudging als ergänzende Maßnahme der Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen, die sogar über die möglichen Klimaschutz Aspekte hinausgehen. Neben der CO2-Einsparung, betont sie, sei die Umsetzung von Nudges in Unternehmen auch ein kreativer Prozess, bei dem die Einbindung der Mitarbeitenden im Vordergrund stehe und somit auch die Akzeptanz der Maßnahmen frühzeitig mitgedacht werde. Zentraler Vorteil ist für Münsch auch, dass Nudging-Maßnahmen sehr einfach umzusetzen sind und für Unternehmen meist keine Verluste damit verbunden sind und somit zum Teil messbare CO2-Einsparungen durch sehr geringen Aufwand erreicht werden können. Es spräche folglich wenig gegen eine Umsetzung von Nudging-Maßnahmen.