Sputnik, der erste Mensch im All, oder die Mondlandung: Der Weltraum wurde mit dem Space Race während des Kalten Krieges zum Schauplatz internationaler Politik. Ab Mitte der 1950er Jahre lieferten sich USA und Sowjetunion Wettläufe um sogenannte „Space Firsts”. Für die Rivalen ging es darum, als erste Nation entsprechende Erfolge in der Raumfahrt zu erzielen und dadurch ihre technische Überlegenheit zu demonstrieren. Auch wenn sich der Wettkampf ab den 1970er Jahren entspannte und zunehmend Kooperation möglich wurde, hat der Weltraum bis heute nicht an strategischer Bedeutung für die internationalen Beziehungen verloren.
Allerdings hat seit dem Space Race zwischen USA und Sowjetunion die Zahl der Akteure im All stark zugenommen. „Inzwischen ist eine echte Verbreitung von Weltraumtechnologie und Weltraumfähigkeiten festzustellen, aber es gibt dabei große Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen”, sagt Prof. Dr. Kai-Uwe Schrogl. Der Politikwissenschaftler ist Honorarprofessor an der Eberhard Karls Universität Tübingen und derzeit für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft von der Europäischen Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA) an das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie abgestellt.
In der Politikwissenschaft unterscheidet man zwischen „Space Powers”, also Weltraummächten, und „bloßen” Raumfahrtnationen. „Das entscheidende Kriterium für eine Weltraummacht ist, selber in der Lage zu sein, in den Weltraum zu starten, also eigene Raketen zu besitzen. Außerdem kommt es darauf an, die unterschiedlichen Anwendungen von Satelliten – Telekommunikation, Navigation und Ortung, Erdbeobachtung – auf dem neuesten Stand zu beherrschen”, sagt Schrogl. Anhand dieser Kriterien konstituiere sich eine Rangliste der Raumfahrtgroßmächte, angeführt von den USA, gefolgt von Europa und China, die ungefähr gleichauf lägen, und Russland auf dem vierten Platz. Des weiteren hätten Indien und Japan ein breites Spektrum an Weltraumfähigkeiten. Insgesamt zählen Schrogl zufolge heute über 60 Staaten zu den Raumfahrtnationen und betreiben aktiv Raumfahrt, beispielsweise durch eigene Satelliten.