Obwohl sie klar gegen die Nutzung bei Kleinkindern sind, wollen auch Christian Montag und Uwe Büsching digitale Medien nicht per se verteufeln. Vielmehr geht es den beiden – und da sind sie sich mit Wockenfuß und Carolus einig – um den richtigen Umgang mit den digitalen Medien. Dabei spielen die Eltern eine entscheidende Rolle. „Rund 80 Prozent der Eltern wissen gar nicht, welche Art von Medien ihre Kinder nutzen. Das ist problematisch, weil sie eine Fürsorgepflicht haben”, sagt Büsching, der sich aus diesem Grund für die Medienkompetenzinitiative „Schau hin!” engagiert. Deren Ziel ist es, Eltern beim Umgang mit dem Medienkonsum ihrer Kinder zu unterstützen. Kern des Ganzen ist eine „aktive und aufmerksame Begleitung” der Eltern, heißt es auf der Homepage der Initiative, die sehr konkrete Empfehlungen gibt. Medien dürften vor allem eins nicht werden: Ein digitaler Babysitter, der soziale Interaktion ersetzt.
„Natürlich muss man Kinder irgendwann an Medien heranführen, aber wichtig ist, dass man sich gemeinsam mit den Medien und den Inhalten beschäftigt. Eltern sollten immer wieder hinterfragen: Was braucht mein Kind eigentlich?”, sagt Montag. Auch Bildungseinrichtungen müssten sich diese Frage stellen, bevor digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden: „Studien haben gezeigt, dass digitale Medien ablenken, selbst wenn sie nicht aktiv genutzt werden, sondern beispielsweise nur auf dem Tisch liegen. Sprich, wenn ich Medien zum Lernen einsetze, dann muss ich eine Umgebung schaffen, in der die Ablenkungsmöglichkeiten durch die anderen Funktionen des Mediums ausgeschaltet sind.”
„Wir sollten die Chancen und Risiken genau abwägen“, sagt Astrid Carolus. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht reflexartig alles verurteilen, was ‘neu’ ist. Veränderungen sind aus psychologischer Sicht immer herausfordernd und oft mit Ängsten verbunden. Sich ihnen nicht zu stellen, birgt allerdings die Gefahr, hinter den Entwicklungen herzulaufen und am Ende nicht vorbereitet zu sein.”
Uwe Büsching fordert auch deshalb einen stärkeren politischen Fokus auf das Thema Medienkonsum von Kindern und dessen Auswirkungen zu legen, was bisher zu wenig geschieht. Auch deshalb engagiert er sich in der Stiftung Kind und Jugend des Berufsverbandes der Kinder und Jugendärzte, die Studien fördern will: „Digitale Medien sind die Realität. Wir wissen zu wenig über die Wirkung auf Kinder und müssen dringend mehr darüber herausfinden. Bisher fehlt hierfür aber vor allem das Interesse der Politik, die das Geld nicht dafür ausgibt herauszufinden, was die Medien für unsere Kinder bedeuten, sondern dafür, Digitalisierung in allen Bereichen zu fördern. Das sehe ich als Gefahr.”