Nur aus bestäubten Blüten können sich Früchte entwickeln. Zwar gibt es Lebensmittel wie Reis, Mais und Getreide, die vom Wind bestäubt werden und deshalb nicht auf tierische Bestäuber angewiesen sind, doch „alle Lebensmittel mit einem hohen ernährungsphysiologische Wert, wie Obst, Gewürze oder Gemüse sind auf Blütenbestäubung durch Insekten angewiesen”, sagt Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes.
Mysterium Bienensterben
Die Angst um eine ausreichende Bestäubung wurde real, als in den 1990er Jahren von Imkern erstmals ein Rückgang ihrer Bienenpopulationen beobachtet wurde. In den USA beispielsweise grassierte Anfang des Jahrtausends ein dramatisches Bienensterben. Die „Colony Collapse Disorder“ (CCD) tötete Milliarden von Bienen; allein im Jahr 2008 verschwanden 60 Prozent der Bienenvölker in den USA. Auch in Deutschland und Westeuropa machte sich Angst um die Bienen breit, denn hier gingen die Bienenbestände – wenn auch weniger dramatisch und abrupt – ebenfalls zurück. Während 1991 noch knapp 1,1 Millionen Bienenvölker beim Deutschen Imkerbund gemeldet waren, sank die Zahl bis 2008 auf rund 600.000 Völker.
Weshalb genau die Völkerzahlen teilweise dramatisch zurückgingen, ist immer noch nicht vollständig geklärt. Prof. Dr. Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin ist sich sicher, dass in Amerika vor allem die Industrialisierung der Imkerei am Bienenschwund Schuld ist: „Bienen werden unterschiedlichen Formen von enormem Stress ausgesetzt: Sie werden über große Strecken transportiert, was ihre Koloniestruktur ganz wesentlich beeinträchtigt. Außerdem werden sie massiven Pestizidmengen ausgesetzt.”
Ähnliche Probleme, jedoch in einem nicht so drastischen Ausmaß, sieht der Neurobiologe ebenfalls in Deutschland: „Faktoren, die den Zustand der Bienen verschlechtern, sind vor allem die Verarmung der Umwelt durch die Monokulturen und der hohe Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.” Um gesund zu bleiben, brauchen Bienen verschiedene Pflanzen, deren Nektar und Pollen sie sammeln können. Stehen durch Monokulturen nur noch wenig unterschiedliche Pflanzenarten zur Auswahl, kann das zu Mangelerscheinungen führen. Ebenso wie die meisten Pestizide bringt das die Bienen normalerweise nicht sofort um; allerdings wird das Bienenvolk geschwächt und damit anfälliger für Viren und Parasiten wie die gefürchtete Varroa-Milbe.
In den letzten fünf Jahren sind zumindest die Fälle von CCD wieder deutlich zurückgegangen. Und auch in Deutschland steigt die Zahl der gehaltenen Bienenvölker langsam wieder an. „Durch die Förderung der Bienenhaltung in Deutschland und daraus resultierende monetäre Anreize, aber auch durch ein gestiegenes Ansehen des Hobbys `Bienenhaltung´ haben wir in Deutschland momentan wieder so viele Imker, wie seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr“, sagt Prof. Dr. Elke Genersch vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf bei Berlin.
Da gerade die Hobbyimker nur einige wenige Stöcke versorgen können, ist die Zahl der Bienenvölker in Deutschland noch nicht wieder so hoch, wie zu Beginn der 1990er Jahre – für das Jahr 2016 geht der Deutsche Imkerbund von gut 800.000 Völkern aus – aber der Trend geht aufwärts. Betrachtet man die Zahlen weltweit, nahm die Zahl der Bienenvölker in den letzten 50 Jahren insgesamt sogar stark zu, wie aus der Datenbank der Welternährungsorganisation FAO hervorgeht. Das liegt hauptsächlich an einem starken Zuwachs der Imkerei in Asien, Südamerika, Afrika und Südeuropa.