Bei der Inwertsetzung von Biodiversität handelt es sich um einen anthropozentrischen Ansatz. Er rückt den Nutzen für den Menschen in den Fokus. Kritiker*innen dieser Sichtweise fürchten eine „Vermarktung der Natur“, wenn ihr ein rein nutzenbasierter monetärer Wert zugeordnet wird. Auch Andreas Hetzel sieht eine monetäre ökonomische Bewertung von Biodiversität skeptisch. Für ihn greift dieses Konzept zu kurz: „Die Natur hat einen Nutzen und damit auch einen Wert für uns Menschen, aber sie ist auch über diesen Nutzen hinaus schützenswert.“ Ähnlich wie Partha Dasgupta in seinem Review plädiert auch Hetzel dafür, einen Eigenwert der Natur in die Bewertung einzubeziehen.
„Der Eigenwert der Natur ist schwierig zu erfassen“, erklärt Bernd Hansjürgens und fragt: „Wer sonst als der Mensch könnte überhaupt so eine Bewertung vornehmen?“ Sie sei zwangsläufig anthropozentrisch. Der Eigenwert von Biodiversität werde bei der ökonomischen Bewertung bisher nicht berücksichtigt, sagt Hansjürgens. Der ökonomische Ansatz sei dennoch vergleichsweise umfassend und schließe auch eventuelle Nutzen für künftige Generationen mit ein.
Hetzel kritisiert: „Wir wissen gar nicht, welche Nutzungsmöglichkeiten zukünftige Generationen mit bestimmten Aspekten von Biodiversität verbinden könnten, die wir heute noch gar nicht sehen.“ Einen Eigenwert der Natur einzubeziehen, könne sich langfristig sogar ökonomisch lohnen, denn er hindere uns daran, die Biodiversität zu zerstören. Für den Philosophen Hetzel spielt auch das Nichtwissen eine große Rolle – insbesondere beim Biodiversitätsschutz. Wir wissen, dass biologische Vielfalt nötig ist. Wir wissen aber nicht, wie viel Vielfalt nötig ist, um das menschliche Überleben zu sichern. „Biodiversität in ihrem Eigenwert anzuerkennen bedeutet immer auch, zu akzeptieren, dass da etwas ist, das mein Wissen überschreitet und zu dem ich nie einen Zugang finden werde.“ Daher sollten wir versuchen, Biodiversität so wenig wie möglich zu reduzieren, so Hetzel.