Cannabis gilt als Hoffnungsträger in der Schmerztherapie, wie bewerten sie dies?
In diesem Bereich gibt es sicherlich die beste Datenlage zur Wirksamkeit von Cannabisarznei. Dabei geht es allerdings nicht um akute Schmerzen, sondern um chronische Schmerzerkrankungen, also solche, die länger als drei Monate anhalten. Gegen akute Schmerzen hat Cannabis kaum eine Wirkung. Es hat aber das Potenzial, in Kombination mit anderen Analgetika (z.B. Opioiden oder Antidepressiva) langanhaltende Schmerzen zumindest moderat – also um ca. 30 Prozent – zu mindern. Es gibt zweifelsfrei Menschen, denen Cannabisarznei hilft, besser mit ihrer Erkrankung klarzukommen, die von mehr Lebensqualität berichten. Für Betroffene ist es wichtig zu wissen, dass Cannabisarznei auch unangenehme Nebenwirkungen haben kann (z.B. Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit). In vielen anderen medizinischen Bereichen kann man noch wenig über die Wirkung von Cannabisarznei sagen, da es schlicht und einfach zu wenige belastbare Studien gibt.
Wie erleben Sie die aktuelle Debatte rund um Cannabis?
Es findet eine polarisierte Diskussion statt, die oft von Gefühlen, Überzeugungen oder Interessen geprägt ist. Das gilt sowohl für die mediale Debatte als auch für die politische. Vor dem Hintergrund der Legalisierungsdebatte und der Kommerzialisierung von Cannabis wird es den Cannabisforschern teilweise unmöglich gemacht, den Kenntnisstand zu dem Thema voranzutreiben. Der Grund ist, dass sie keine Forschungsmittel dafür bekommen. So kriegt man weder Fakten noch Sachlichkeit in die Debatte, die aber dringend notwendig wären.