Worauf ist die Skepsis Ihrer Meinung nach zurückzuführen und was wird sich daran ändern?
Aktuell gibt es eine Vielzahl an Informationen, die auf die Menschen einprasseln und auf Basis derer eine Entscheidung schwerfällt, da sie sich mit den konkreten Hintergründen und Fakten in der Regel nicht auskennen. Im Internet findet man die abenteuerlichsten Geschichten und gleichzeitig wird es immer schwerer, gute und korrekte Informationen an die Bevölkerung heranzutragen. Meine Hoffnung ist aber, dass insgesamt die Impfbereitschaft wächst, wenn die grundsätzlich positiven Effekte der Impfung in den Vordergrund treten, die Zahl der Neuinfektionen abnehmen und sich gleichzeitig auch die anfängliche Informationsflut und daraus resultierende Unsicherheiten und vielleicht auch irrationale Ängste etwas gelegt haben.
Eine dieser Unsicherheiten betrifft die Schnelligkeit bei der Entwicklung des Impfstoffs zu Lasten der Impfstoffsicherheit. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Die mRNA-Technologie, auf der die aktuell zugelassenen Impfstoffe beruhen, wird bereits seit über 20 Jahren intensiv erforscht und war zum Zeitpunkt der Impfstoffentwicklung bereits in einem sehr ausgereiften Zustand. In den Fachkreisen ist die Methode längst etabliert, aber die Öffentlichkeit hat davon lange Zeit kaum Kenntnis genommen. Und der besondere Charme dieser Technologie ist, dass man mit der entsprechenden Basis sehr schnell die konkrete Notwendigkeit der Impfung gegen das Coronavirus adaptieren konnte. Gleiches gilt übrigens auch für mögliche Mutationen des Virus – dank der Technologie ließe sich auch dann der Impfstoff sehr schnell anpassen und das kann ein großer Vorteil sein.
Auch an der Neuartigkeit des Impfstoffs gibt es Kritik – so bestehen Sorgen einer möglichen Erbgutveränderung durch die Impfung. Halten Sie diese für berechtigt?
Die Sorgen einer möglichen Erbgutveränderung am Menschen durch den Impfstoff halte ich nicht für berechtigt. Und dies aus drei Gründen: Generell kann Fremd-DNA oder RNA von menschlichen Zellen aufgenommen werden und dies findet auch permanent statt. Schon wenn man ein Steak isst, lässt sich die DNA von dem Rind im menschlichen Blut finden und auch bei einer Virusinfektion ist natürlich viel Virus-RNA im menschlichen Organismus nachweisbar. Aber man muss es eben in den richtigen Kontext stellen! Denn allgemein gilt: RNA ist etwas ganz anderes als die DNA und kann nicht ohne weiteres in die DNA im Zellkern eingebaut werden. Die mRNA des Impfstoffs gelangt nämlich in das Zytoplasma an die Orte der natürlichen Eiweißsynthese und wird nach kurzer Zeit wieder abgebaut. Und schließlich ist das noch weit weg von der Aufnahme der DNA in die Keimbahnzellen und der Weitergabe der genetischen Information an die kommenden Generationen. Insgesamt können wir also nicht davon ausgehen – und es finden sich in den Untersuchungen auch keine Hinweise – dass von der Impfung eine Gefährdung für unser Erbgut ausgeht.
Eine andere Kritik bezieht sich auf die Wirkung der Corona-Impfung. Wogegen schützt diese konkret – gegen die Infektion mit dem Coronavirus oder gegen eine Covid-19-Erkrankung?
Auch wenn es im Sprachgebrauch und der Berichterstattung leider häufig durcheinander geht, muss man klar zwischen Erkrankung und Infektion unterscheiden. Die Impfung und alle damit verbundenen Aussagen betreffen zunächst nur die Erkrankung. Daten, die uns Aufschluss darüber geben, wie sehr der Impfstoff auch vor Infektionen schützt, liegen noch nicht vor. Wahrscheinlich wird der Impfstoff nicht vollständig vor Infektionen schützen, das gilt allerdings auch für andere Impfungen wie beispielsweise gegen Röteln. Aber die entscheidende Frage ist, wie viel Viruslast eine geimpfte Person bei einer Infektion überhaupt noch ausscheiden kann und ob das ausreicht, um andere Personen zu infizieren.