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Mediennutzung – das sagen die Parteien

Die Positionen in voller Länge

Wie wichtig ist der Umgang mit digitalen Medien für Kleinkinder und Kinder im Grundschulalter?

Nadine Schön, MdB, CDU/CSU:

Aus meiner Sicht, sehr wichtig. In den ersten Lebensjahren legen wir den Grundstein für ein lebenslanges, erfolgreiches Lernen. Je früher wir also mit der digitalen Bildung anfangen, desto besser. Denn Kinder sind geborene Lerner: Sie sind neugierig und forschend; sie eignen sie sich ihre Umwelt an, indem sie spielen. Es liegt an uns, die kindliche Neugierde für digitale Medien zu wecken.

Lars Klingbeil, MdB, SPD:

Digitale Medien sind ein Fakt im Leben von Kindern im KiTA- und Grundschulalter sowie im Leben ihrer Eltern. Es kommt maßgeblich darauf an, den Kindern durch erziehungspartnerschaftliche Ansätze ein gutes und gesundes Aufwachsen mit Medien zu ermöglichen. Dazu kommt die wachsende Rolle digitaler Medien im Informationszeitalter. Die Beschaffung und Bewertung von Informationen werden digital und damit auch das Lernen. Zu beachten ist zudem der unverstellte und spielerische Zugang, den Kleinkinder und Grundschüler zu MINT und den technischen Aspekten haben. Es gilt diese früh zu nutzen, bevor in der einsetzenden Pubertät Geschlechterstereotypen und andere entwicklungsbedingte Hemmnisse im Wege stehen.

Nicola Beer, MdB, FDP:

Wenn digitale Medien in diesem jungen Alter kindgerecht, klug und maßvoll eingesetzt werden, können sie nützliche Helfer sein, um Neugier auf Technik zu erzeugen, Wissen zu vermitteln und Lust auf spielerisches Lernen zu machen. Wir Freie Demokraten wollen die frühkindliche Bildung stärken und fortschrittlicher anlegen. Die ersten Schritte im Umgang mit digitalen Medien gehören dazu. Gleichzeitig gibt es aufgrund digitaler Möglichkeiten mittlerweile wissenschaftlich entwickelte Diagnoseinstrumente, die Erziehern und Grundschullehrkräften eine bessere Einschätzung des Förderbedarfs der ihnen anvertrauten Kinder und individuellere Förderinstrumente für diese an die Hand geben. Digitalisierung stärkt also auch in Pädagogenhand die Kindergarten- und Grundschulkinder.

Tabea Rößner, MdB, Bündnis90/Die Grünen:

Gemäß UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder ein Recht auf Schutz, Förderung und Partizipation. Dies schließt auch den digitalen Raum ein. Um von diesen Rechten sinnvoll und zielgerichtet Gebrauch machen zu können, ist es erforderlich, ein digitales Umfeld zu schaffen, in dem sie Angebote und Dienste kompetent und selbstbestimmt nutzen können und vor möglichen Risiken geschützt sind.

Kinder und Jugendliche wachsen heute ganz selbstverständlich in einer digitalisierten Welt auf, in der sie immer weniger zwischen on- und offline unterscheiden. Denn beides findet gleichzeitig statt. Umso wichtiger ist es, so früh wie möglich Medienkompetenz zu erwerben, um sich in den digital-vernetzten Lebenswelten gut bewegen zu können und sie verantwortungs- und sinnvoll für sich nutzbar zu machen. Vor allem die Eltern haben hier eine große Verantwortung, denn die schulische Nutzung setzt erst viel später und in viel geringerem Umfang ein. Angebote zur Medienkompetenzförderung sollten daher auch für Eltern in ausreichendem Umfang und niedrigschwellig zu Verfügung stehen.

Die Vermittlung von Medien- und Datenschutzkompetenz gehört aber auch in die Schulen und muss in der politischen Bildung und als Aufgabe der Jugendhilfe gestärkt werden. Hierzu sind entsprechende Fortbildungsprogramme für die Fachkräfte erforderlich. In der Schule reicht es längst nicht mehr, den Schülerinnen und Schülern nur den Umgang mit gängigen Computerprogrammen beizubringen. Vielmehr müssen sie zu einem selbstbewussten und informierten Umgang mit medialen Angeboten befähigt werden. Gerade auch mit sozialen Netzwerken, in denen die Jugendlichen regelmäßig selbst Inhalte veröffentlichen.

Anke Domscheit-Berg, MdB, DIE LINKE:

Bei Kleinkindern sollte der Umgang mit digitalen Medien keine Rolle spielen. Viele Dreijährige haben zwar schon Kontakt damit, z.B. über Spiele oder Videos auf Tablets, irgendein Vorteil erwächst für die Kinder daraus jedenfalls nicht – ob es schadet, hängt vom Umfang und von den Medien selbst ab. Kleinkinder brauchen primär Anderes. Bei Grundschüler*innen ist es anders. Kinder können schon im Alter von 6-8 Elektronik löten und spielerisch programmieren lernen, das ist sinnvoll und bringt ihnen unterstützend zum Unterricht in der Schule bei, dass digitale Medien nicht nur Konsumwerkzeuge sind, sondern Werkzeuge der digitalen Gesellschaft, die man nicht nur benutzen sondern auch verändern und gestalten kann. Das ist eine wichtige Lektion, die es zu lernen gilt – so früh wie möglich, insbesondere bevor geschlechterstereotype Festlegungen („Technik ist nur was für Jungs“) wirksam werden. Eltern und das sonstige Umfeld leben die ständige Nutzung digitaler Geräte (in der Regel) vor, unsere ganze Gesellschaft ist davon geprägt und wird es immer mehr sein. Kinder dafür zu begeistern und sie zu emanzipiertem Umgang mit Technik und zur Orientierung in einer immer mehr digitalisierten Welt zu befähigen, ist daher eine wichtige Aufgabe, auch schon in der Grundschule.

 

Anmerkung der Redaktion: Von der AfD ist bis Redaktionsschluss kein entsprechendes Statement eingegangen, weshalb die Positionen der Partei in dem Artikel nicht berücksichtigt werden können.

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