Komplex ist auch der reguläre Betrieb von Drohnen in der Stadt. „Dafür sind eine Reihe an Infrastrukturvorbereitungen notwendig, die das sichere Fliegen erst möglich machen”, sagt Fricke, der auch den Vorsitz des wissenschaftlichen Beirats am BMVI bis Ende 2019 innehatte und sich in dieser Zeit intensiv wissenschaftspolitisch mit der Einführung von Drohnen in Deutschland beschäftigte. Denn neben der Bereitstellung adäquater Start- und Landeplätze muss sichergestellt werden, dass Drohnen speziell in der Start- und Landephase nicht mit anderen Fluggeräten oder mit zu hohen umgebenden Gebäuden kollidieren. Für eine einzelne Drohne ist das logistisch relativ anspruchslos, für viele verschiedene Drohnen, die gleichzeitig in der Luft sind, hingegen eine sehr große Herausforderung. „Der Luftraum in der Stadt ist deutlich kleiner als in ländlichen Gebieten und es lässt sich weniger leicht ausweichen, zudem ist das zu überfliegende Gebiet deutlich herausfordernder”, so Geister.
„Langfristig braucht es ein Luftverkehrsmanagementsystem, das auf der strategischen Ebene sämtliche geplanten Flugbewegungen von bemannten und unbemannten Fluggeräten so in Einklang bringt, dass sie sich nicht zu nahe kommen”, so Geister. Notwendig sind dazu auch technische Komponenten wie Sensoren und technische Assistenzsysteme, die sicherstellen, dass die Drohne tatsächlich auch einwandfrei funktioniert und nicht unkontrolliert vom Himmel fällt.
Insbesondere die Sicherheit ist also wichtig „Das Grundkonzept ist, dass nicht grundsätzlich ausgeschlossen wird, dass eine Drohne auch abstürzen kann. Natürlich sollte dies im Normalfall nicht passieren. Aber wichtig ist, dass sichergestellt ist, dass eine Drohne sicher abstürzt.” sagt Geister. Um zu verhindern, dass Drohnen überhaupt abstürzen, verweist sie auf die Vielzahl an redundanten Systemen, die in Drohnen verbaut sind. Fällt ein Motor, oder ein Sensor aus, kann ein anderer die Aufgabe übernehmen, ohne dass es zum Absturz kommt. Und selbst für diesen Fall, wie zuletzt in Matternet in der Schweiz eingetreten, ist vorgesorgt: Fallschirme an der Drohne sollen im Notfall auslösen und sicherstellen, das am Boden niemand durch den Absturz verletzt wird. Für diese als sicherheitskritisch geltenden Systeme gelten dann natürlich auch erhöhte Anforderungen hinsichtlich ihrer Ausfallsicherheit.
Technisch ist die Drohne also für einen kommerziellen Einsatz weitestgehend entwickelt, auch regulativ soll mit den aktuellen Änderungen die Zahl der Drohnen in den kommenden Jahren zunehmen. Entscheidend für den tatsächlichen Einsatz von Drohnen wird allerdings vor allem sein, wie sich die Bevölkerung zu Drohnen mit all ihren Vor- und Nachteilen positioniert. Und dazu braucht es vor allem Transparenz und Aufklärung seitens der Politik und Hersteller, so sind sich die Experten einig. Auch davon wird abhängig sein, ob Scheuers ambitionierter Plan von drei Jahren für eine kommerzielle Drohnennutzung einzuhalten ist oder Drohnen doch überwiegend Spielzeug bleiben.