In einigen Ländern wird die E-Zigarette stark gefördert, in Deutschland ist man eher zurückhaltend – woher rührt diese Zurückhaltung?
Weltweit ist in den meisten Ländern eine ablehnende Haltung gegenüber der E-Zigarette zu beobachten. Im vergangenen Jahr führten die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter anderem auf einer Konferenz in New Delhi eine lebhafte Diskussion über die E-Zigaretten. Deutschland bewegt sich mit seiner Zurückhaltung zwischen einigen Staaten, die E-Zigaretten komplett verbieten und den wenigen, die die Produkte propagieren. Die Zurückhaltung, die wir in unserer Arbeitsgruppe teilen, basiert auf dem fragwürdigen Nutzen eines neuen Nikotinmarktes. Denn der Tabakmarkt ist – glücklicherweise – dank erheblicher politischer Anstrengungen wie Tabaksteuererhöhungen, Nichtraucherschutzgesetzen und Verbesserungen des Jugendschutzes sowie jüngst eingeführten bildlichen Warnhinweise auf Zigarettenpackungen rückläufig. Insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene ist das Tabakrauchen nicht mehr chic. Dies könnte sich rasant ändern, wenn die Tabakkonzerne ihre wegbrechenden Zigarettenmärkte durch die Einführung neuer E-Produkte ausgleichen und neue Nikotinmärkte schaffen.
Können E-Zigaretten dabei helfen mit dem Rauchen aufzuhören?
In den von uns geprüften Studien zeigte sich ein uneinheitliches Bild. Die Datenlage ist trotz aller Bemühungen, in dieser Frage Klarheit zu gewinnen, widersprüchlich. Das ist möglicherweise auf die unterschiedlichen, verwendeten E-Zigaretten – also Untersuchungen mit verschiedenen E-Zigaretten-Typen – zurückzuführen. Wir haben eine „nicht nachgewiesene Wirksamkeit als Hilfsmittel zur Reduzierung des Tabakkonsums oder zum Rauchstopp“ konstatiert.
Welche Zielgruppen sind besonders gefährdet?
Vor allem sind Kinder und Jugendliche gefährdet, die aus Neugier die bunten, auf ihre Altersgruppe abzielenden E-Shishas und E-Zigaretten ausprobieren. Der Weg vom ersten Ausprobieren zum dauerhaften Konsum ist zwar weit, jedoch wird der neue Nikotinmarkt durch Marketing so attraktiv gemacht, dass ein Einstiegsrisiko besteht. Ferner werden Raucher vom Ausstieg aus der Nikotinabhängigkeit mit dem Argument der geringeren Gesundheitsgefahr abgehalten. Und schließlich verstärkt das Propagieren des gleichzeitigen Konsums von E- und Tabakzigaretten durch geschicktes Marketing eine Renormalisierung des Rauchens.