Einer nachhaltigen und sicheren Welternährung kann der zertifizierte Ökolandbau, wie er jetzt existiert, nicht dienen, da stimmen Qaim und Rahmann über ein. Sie schlagen Konzepte vor, in denen die Trennlinie zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft verwischt wird. Für Matin Qaim muss die Landwirtschaft der Zukunft die Anbaufläche möglichst effizient nutzen, indem sie Chemie durch neue Technologien ersetzt – wie grüne Gentechnik und digitale Steuerungen aus dem sogenannten „Smart Farming“. Gleichzeitig solle sie, wie im Ökolandbau üblich, mit einer vielfältigen Fruchtfolge arbeiten. Er will das Beste aus den verfügbaren Werkzeugen vereinen und fordert: „Der Ökolandbau sollte sich gegenüber neuen Technologien nicht verschließen“.
Rahmann sieht den Ökolandbau als Basis unserer weltweiten Landwirtschaft. Gerade in Entwicklungsländern schafften Pestizide vor allem Abhängigkeiten. In einem Projekt der Bundesinitiative „Eine Welt ohne Hunger” in Äthiopien konnten mit Methoden aus dem Ökolandbau die Landwirt*innen dort ihre Erträge verdoppeln. Rahmann leitete das Projekt. Allerdings sei das kein Ökolandbau gewesen, wie er hier zertifiziert werden würde, sondern konventionelle Landwirtschaft, die mit „Tricks“ aus dem Ökolandbau erweitert wurde. Um die Ertragslücke zwischen Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft zu verkleinern, wünscht er sich mehr Geld für Forschung am Ökolandbau. Das fordert auch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, die Forschung sei „strukturell unterfinanziert.“ Rahmann sagt dazu: „Kein Wunder, dass die konventionelle Landwirtschaft so viel effizienter ist“.
Laut beiden Wissenschaftlern setzt eine nachhaltige Welternährung eines voraus: Unser Lebensmittelkonsum muss sich ändern. Sie fordern dazu auf, weniger Fleisch zu essen und möglichst keine Lebensmittel zu verschwenden.