Auch die einzelnen Forschungsbereiche der Friedens- und Konfliktforschung sind daher sehr divers: „Das Forschungsfeld hat sich in den letzten 20 Jahren enorm ausdifferenziert, und setzt sich sowohl mit dem internationalen als auch mit dem innergesellschaftlichen Frieden auseinander”, sagt Schneckener. „Es gibt immer bestimmte Konjunkturen, aber auch einen Trend der Veränderung. Waren es in den 1970er Jahren entwicklungspolitische Fragestellungen, gab es in den 1980er Jahren große Ost-West-Debatten, und später standen Themen der internationalen Zusammenarbeit, des UN-Systems und des Peacebuildings im Vordergrund”, so Hauswedell.
Eine bedeutsame inhaltliche Trendwende sieht sie in der Abkehr von den reinen „Internationalen Beziehungen”, also der politikwissenschaftlichen Teildisziplin, die sich vor allem mit dem Staatensystem auseinandersetzt. „Das ist stark durch den Blick auf innerstaatliche (Gewalt)Konflikte erweitert worden. Nicht mehr nur Staaten, sondern auch Gesellschaften und ihre Gruppen sind heute relevante Akteure in der Friedens- und Konfliktforschung”, sagt Hauswedell. Und so haben auch Ansätze zunehmend Konjunktur, die mehrere Ebenen – also die individuelle, gesellschaftliche und systemische Bedingungen – als Zusammenspiel für anhaltenden Frieden sehen. Dabei betrachtet die Wissenschaft Frieden inzwischen weniger als Zustand, sondern als Prozess und denkt auch über Methoden der Messbarkeit und des Monitoring von Frieden nach.
Nach aktuellen Trends gefragt, beobachtet Schneckener, dass Forschungsarbeiten im Themenbereich Migrations- und Integrationsforschung deutlich zugenommen haben. „Flucht beinhaltet sehr häufig Kontexte von Gewalt und Konflikten und gleichzeitig kommt man bei der Diskussion über Fluchtursachen sehr häufig auf zentrale Fragen der Friedens- und Konfliktforschung.” Die zunehmende Beschäftigung mit Migrations- und Integrationsforschung in der Friedens- und Konfliktforschung erklärt er auch damit, dass die Thematik momentan in Deutschland gesellschaftlich viel diskutiert wird. Die Friedens- und Konfliktforschung fungiert in diesem Sinne also auch als Spiegel gesellschaftlicher Diskussionen – nicht nur zu Weihnachten.