Wenn Laien mit heftigen Kriegsbildern, etwa aus Syrien, konfrontiert werden, kommt es immer wieder zu impulsiven Reaktionen. „Warum greift die NATO nicht ein, um das Leiden all der unschuldigen Zivilisten zu verhindern?“, heißt es dann, oder: „Da muss man doch etwas tun, anstatt nur zu reden.“ Dass Frieden am Ende nur mit kriegerischen Mitteln hergestellt werden kann, scheint naheliegend, und der militärische Sieg über Nazideutschland durch die Alliierten oder über die Diktatur der Roten Khmer durch Vietnam gelten da als Bestätigung. Friedens- und Konfliktforscher haben es hier nicht leicht, Gehör zu finden. Gehören sie nicht auch zu der Fraktion derer, die nur reden?
Eine Formel für den Weltfrieden oder die Beendigung eines regionalen Krieges gibt es bis heute nicht. Seit Johan Galtung 1959 das Peace Research Institute Oslo gründete, hat sich der Versuch, Frieden wissenschaftlich zu untersuchen, allerdings zu einem vielfältigen Forschungsfeld entwickelt. Mit erstaunlichen Erkenntnissen, die längst auch praktischen Nutzen haben – und weit über philosophische Überlegungen hinausgehen, wie sie Immanuel Kant 1795 in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ präsentierte.
Darin beschrieb er erstmals zwei Voraussetzungen: die Staatsform und den Friedensschluss. Eine Demokratie – Kant schrieb noch „Republik“ – sei am ehesten geeignet, weil diejenigen, die einen Krieg tragen und ertragen müssten, das Staatsvolk, sich dagegen entscheiden würden, wenn sie die Staatsgewalt innehätten. Ein Friedensschluss wiederum sollte so ausgewogen sein, dass keine Konfliktpartei Grund zur Rache hat. An diese beiden Überlegungen schließen zwei Themenstränge an, die Friedensforscher heute beschäftigen: Unter welchen Bedingungen wird ein Krieg wahrscheinlicher, und was kann präventiv getan werden, damit er nicht ausbricht? Und: Wie stellt man sicher, dass ein Krieg nach seinem Ende nicht wieder aufflammt?