Ginge man nun davon aus, dass man eine der Technologien weiterentwickelt, um sie im Notfall einzusetzen, welche hätten da aus ihrer Sicht derzeit die größten Chancen?
Das ist leider ein Dilemma. Die Technologien, die wirklich schnell wirken würde, also als Notfalloption in Frage kämen, sind noch nicht so weit, dass sie in den nächsten zehn bis 15 Jahren einsatzfähig wären. Die einzige Maßnahme im Bereich des Solar Radiation Managements, die bereits in der Erforschung und annähernd ausreichend entwickelt ist, ist der Vorschlag Vulkanausbrüche nachzuahmen, um das Klima abzukühlen. Schwefelpartikel in der Vulkanasche würden dabei wie kleine Spiegel wirken und das Sonnenlicht reflektieren. Dabei besteht allerdings das Problem, dass die Auswirkungen davon unkalkulierbar sind und das Risiko daher viel zu groß ist.
Die Forschung geht derzeit eher andere Wege und fragt sich, wie man das CO2 aus der Atmosphäre wieder herausbekommt – sie verfolgt also die Idee des Carbon Dioxide Removal. Dabei orientiert man sich an den Prozessen, die in Pflanzen ablaufen. Die Forschungen in diesem Bereich sind auf einem guten Weg, allerdings sind das langfristige Prozesse, die einem im Notfall nicht viel bringen.
Glauben Sie denn, dass die Forschung in diesem Bereich weitergeht?
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Weg CO2 aus der Atmosphäre herauszuziehen vielversprechend ist und daran auch weiter geforscht wird. Da sehe ich große Chancen, dass diese Technologien in der Zukunft einen Beitrag zum Schutz vor dem Klimawandel liefern können. Was die Notfalltechnologien des Solar Radiation Managements angeht, bin ich eher skeptisch. Da gibt es zu viele unbekannte Folgen, deshalb glaube ich nicht, dass es derzeit in diesem Bereich weitergeht. Vor allem auch, weil es ja auf globaler Ebene entschieden werden müsste und weltweit gibt es da zu viele unterschiedliche Interessen.
Als wie groß erleben Sie die Kontroverse in der Wahrnehmung der Menschen?
Die ist aus meiner Sicht riesig und hat interessanterweise auf beiden Seiten eigentlich die gleiche Ursache. Es geht auf beiden Seiten immer um das großtechnische Eingreifen ins Klima. Das ist für die einen faszinierend und für die anderen hat es etwas von Gott spielen und verursacht daher erstmal Empörung. Deshalb braucht es einen offenen Dialog, schließlich haben beide Seiten gute Gründe für ihre Reaktion – zumal die Faktenlage ja noch nicht ganz klar ist. Deshalb versuche ich erstmal immer zu verstehen, was hinter der Reaktion steckt und dann basierend darauf konstruktiv zu überlegen, ob es einen Mittelweg gibt. Das Ja/Nein-Denken was oft erstmal besteht, ist ja nicht konstruktiv, daher versuche ich davon wegzugehen und eher eine Abwägung zu erreichen.