Viele Menschen befürchten auch, dass die Bemühungen zur Emissionsreduktion zurück gehen, sobald man CCS und andere Climate-Engineering-Technologien nutzt. Teilen Sie diese Sorge?
In erneuerbare Energien wird weiter investiert werden. Aber wir müssen bedenken, dass sie ihre Grenzen haben. Biomasse sollten wir eher nicht weiter vorantreiben aufgrund von signifikanten Problemen wie dem Insektensterben, Bodenschäden durch Monokulturen und der weltweiten Abholzung von großen Naturwäldern. Mit Wind- und Solarenergie gibt es zum einen das Problem des großen Flächenverbrauchs und der fehlenden Leitungen und Speichermöglichkeiten. Zum anderen sind hierzulande Wind und Sonne nicht zu jeder Jahreszeit ausreichend verfügbar.
Wir schlagen CCS daher weiter vor. Wir hätten damit schon über Jahre viel CO2 abscheiden und in den Untergrund verbringen können. Deutschland hat in den letzten Jahren keinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, unsere Emissionen sind nicht gesunken. Gleichzeitig fordern wir aber von anderen Staaten, dass sie ihre Reduktionsziele einhalten. Wir sehen aber auch, dass CCS nur eine Übergangslösung ist. Ich glaube, dass in den erneuerbaren Energien eine große Zukunft liegt. Allerdings brauchen wir dazu europäische oder internationale Lösungen, allein wird sich Deutschland nicht aus erneuerbaren Energien versorgen können.
Welche Verantwortung sehen Sie bei Wissenschaft und Industrie für die Akzeptanz von Climate Engineering?
Ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit dem Thema „gesellschaftliche Akzeptanz“ und bin immer mehr und mehr verzweifelt. Unser Hauptproblem bleibt die Kommunikation. Aus meiner Sicht bräuchten wir eine Stiftung für Wissenschaftsjournalismus. Aufgrund der dramatisch veränderten Rahmenbedingungen – gerade für die Wissenschaftskommunikation – braucht es einen Topf, in den Journalisten greifen können, um Mittel für richtige Recherche zu erhalten. Journalisten müssen sich anschauen können, was vor Ort passiert. Es ist schade, dass sich nicht einmal die Leitmedien so etwas heute noch hinreichend leisten können. Natürlich muss dabei unbedingt die Unabhängigkeit der Journalisten erhalten bleiben. Aber das bekommen wir in der Wissenschaft ja auch hin. Genauso muss es das Geld von der Politik geben, denn für die Forschung gibt es das ja auch. Das ist so wichtig, weil unabhängige und auf wahrhaftige Berichterstattung ausgerichtete Medien ein ganz zentraler Pfeiler unserer Demokratie sind.