Neue Infektionskrankheiten haben nicht zwangsläufig den Klimawandel als Ursache
Eine weitere indirekte Folge des Klimawandels sind sogenannte vektorübertragene Erkrankungen. Dabei handelt es sich um Krankheiten, die über ein infiziertes Tier – den Vektor – auf den Menschen übertragen werden, beispielsweise die durch Zecken übertragene Borreliose. „Borreliose-Erkrankungen haben sich deutschlandweit in den letzten 5 Jahren verdoppelt“, meint Traidl-Hoffmann: „Das liegt zum einen an der längeren Zeckensaison, und zum anderen daran, dass die Borrelien in den Zecken durch höhere Temperaturen aktiver und mehr werden. Dadurch wird eine einzelne Zecke infektiöser.“ Auch Prof. Dr. Thomas Jelinek, Medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin, verfolgt die Zunahme an zeckenübertragenen Krankheiten in Deutschland aufmerksam. Doch er betont, dass „die Fallzahlen nicht so dramatisch sind, dass man hier eine hohe Kostensteigerung erwarten müsste.“
Ähnlich sieht Jelinek das bei exotischen Krankheiten wie dem West-Nil- oder Dengue-Virus: „Es ist schon zu erwarten, dass wir mehr Infektionen durch Erreger sehen werden, die bisher eher in den Tropen vorgekommen sind. Aber es wird nicht so sein, dass wir jetzt massenhaft Dengue- oder West-Nil-Fiebererkrankungen sehen werden. Das werden kleinere lokalisierte Ausbrücke sein, die unser Gesundheitssystem gut beherrschen kann.“ Den Grund für das Neu-Auftreten dieser Infektionserkrankungen in Deutschland sieht Jelinek auch weniger im Klimawandel als in der fortschreitenden Globalisierung: „Die asiatische Tigermücke – Überträgerin von Zika-, Chikungunya, West-Nil- und Dengue-Virus – haben wir bereits 2007 in Norditalien festgestellt. Und die ist durch Frachtschiffe dorthin gebracht worden. Den Mücken wird es natürlich leichter gemacht, wenn es wärmer wird. Doch die Zunahme an Infektionserkrankungen hängt sehr stark davon ab, wie sich das betroffene Land an die höheren Temperaturen anpasst. Und das deutsche Gesundheitssystem wird das meiner Ansicht nach eine ganze Weile gut kompensieren können.“