Den Grund dafür, dass weniger Wohnungen entstehen als genehmigt werden, sieht das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung einerseits in der notwendigen Bauzeit von ein bis zwei Jahren. Andererseits würden auch nicht alle Gebäude tatsächlich realisiert werden – ob aus strategischen, organisatorischen oder spekulativen Gründen. „Die Spekulation mit Bauland lohnt sich nur deswegen, weil die Grundstücke so knapp sind”, sagt Voigtländer. „Hätten wir jede Menge Bauflächen, würden die Baulandpreise gar nicht so sehr steigen.” In deutschen Großstädten ist der Preis für einen Quadratmeter Bauland zwischen 2011 und 2016 durchschnittlich um 33 Prozent angewachsen — von gut 250 Euro auf knapp 350 Euro. „Die Grundstückspreise haben sich in fast allen Städten schneller entwickelt als die tatsächlichen Erträge aus Mieten und Verkäufen”, sagt Stadtsoziologe Holm.
Hohe Mieten verändern die Stadt
Auch Holm sieht in den Städten Wohnungsmangel und fehlende Bauaktivität als Ursache für die steigenden Mieten: „Das ist systematisches Marktversagen. Jeder, der mit einer ökonomischen Rationalität Wohnungen bewirtschaftet, wird versuchen mindestens die durchschnittliche Miete vor Ort zu erzielen.” Er kritisiert vor allem die Kommunen und Länder, die in den letzten 25 Jahren Wohnungen aus der öffentlichen Hand an große Firmen verkauft haben. „Der Großteil derer, die sich auf dem Wohnungsmarkt platzieren, sind Fonds und Gesellschaften, die aus einer Finanzmarktlogik heraus agieren. Sie verbinden oft sehr kurzfristige Ertragserwartungen mit ihren Investitionen”, sagt er.
Die Folge: Durch die Situation auf dem Wohnungsmarkt verändert sich die Sozialstruktur der Städte. Wer sich die gestiegenen Mieten in der Innenstadt nicht mehr leisten kann, zieht an die Ränder der Stadt oder gleich ins Umland. Ärmere Menschen werden so aus ihren Vierteln verdrängt, befürchtet wird eine Ghettoisierung der Randlagen. „In München oder Stuttgart beispielsweise gibt es nur einen sehr niedrigen Anteil an Geringverdienern. Das ist sicher ein Effekt von guter wirtschaftlicher Lage, aber auch davon, dass Leute mit wenig Geld in solche Städte kaum zuziehen können”, so Holm.
Ein Ende der Migration in die Städte ist bisher nicht abzusehen. „Unsere Prognosen sagen bis 2035 ein Wachstum von 14 Prozent für Berlin vorher. Ähnlich ist das in München. Düsseldorf liegt bei elf Prozent”, sagt Voigtländer. Wichtig sei es daher, so schnell wie möglich Lösungen für die Lage auf dem Wohnungsmarkt zu finden.