Auto-Emotionen
Für viele ist das eigene Auto mehr als ein Gebrauchsgegenstand. Das Auto ist Stil und Status zugleich und hat einen enorm hohen emotionalen und kulturellen Stellenwert. Die Kontrolle über das Lenkrad abzugeben empfinden einige mit einem unmittelbaren Verlust an Freiheit und Unabhängigkeit. Für den Soziologen und Mobilitätsforscher Dr. habil. Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin ist das in der Diskussion um autonome Fahrzeuge durchaus relevant: „Eine entscheidende Frage ist, ob es unsere bisherigen Vorstellungen von Automobilität nicht total durcheinander bringen würde, wenn das vollständig autonom agierenden Autos zum Normalfall würde. Wo bliebe dann die ‘Freude am Fahren’ und die ‘Selbstbeweglichkeit’, die das Automobil seit jeher verspricht?“ Doch was spricht dagegen, dass man bei der Strecke zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen auf das autonome Fahrzeug ausweicht, den manuell steuer- und fahrbaren Flitzer aber für Spritztouren am Wochenende in der Garage stehen hat?
Dass nicht jeder autonome Fahrzeuge als Alternative akzeptieren wird, ist für Ortwin Renn gar nicht entscheidend: „Da es sich bei der Anschaffung von Fahrzeugen um Individualentscheidungen handeln wird, ist eine flächendeckende Partizipation nicht unbedingt erforderlich“. Die grundsätzliche Akzeptanz wird also nicht auf der individuellen, sondern auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene entschieden, den die Automatisierung des Fahrens mit sich bringt.
Das autonome Fahrzeug als Chance?
Und dieser Nutzen kann durchaus vielfältig sein. Laut einer Umfrage unter ADAC-Mitgliedern sehen 57 Prozent in autonomen Fahrzeugen die Möglichkeit, auch solchen Menschen Mobilität zu ermöglichen, die sich ansonsten nicht selbst aktiv hinter das Steuer setzen wollen oder können. Gerade in ländlichen Gebieten mit eingeschränktem Nahverkehr und für ältere Personen ist die Zukunft verheißungsvoll, denn sie bleiben oder werden durch autonome Fahrzeuge erst mobil.