Fleisch wird von vielen gern und regelmäßig gegessen. In Deutschland sinkt der Fleischkonsum zwar, weltweit steigt er aber immer weiter an. Die Welternährungsorganisation erwartet, dass die Fleischproduktion 2050 mit ungefähr 465 Millionen Tonnen deutlich höher ist als heute, um einer wachsenden Bevölkerung und dem erhöhten Bedarf gerecht zu werden. Die Probleme einer intensiven Fleischproduktion sind jedoch hinlänglich bekannt: Umweltschäden, Flächenverbrauch und Tierleid.
Kultiviertes Fleisch (engl. Cultured Meat) wird häufig als Lösung für diese Herausforderungen genannt. Es wird aus tierischen Zellen im Labor hergestellt. Es handelt sich daher um tierisches Fleisch ohne Massentierhaltung.
Umweltschutz aus dem Bioreaktor?
Durch die Tierhaltung werden viele klimaschädliche Gase freigesetzt: fast 40 Millionen Tonnen CO2-äquivalente Emissionen. Das sind ungefähr fünf Prozent der gesamten Emissionen Deutschlands.
Welchen konkreten Einfluss die Einführung und Verbreitung von Cultured Meat auf die Umwelt hätten, kann bisher nur geschätzt werden, weil es noch keine große Produktion gibt.
Zwar könnte durch die Herstellung von kultiviertem Fleisch die Tierhaltung reduziert und somit etwa der Methanausstoß bei Rindern deutlich verringert werden, aber als umweltverträglich gilt die Produktion des zellbasierten Fleisches bisher nur bedingt.
Ein Grund dafür ist, dass die Bioreaktoren, in denen das kultivierte Fleisch wächst, beheizt werden müssen. Damit sich die Zellen vermehren, müssen sie bei Körpertemperatur, also bei ca. 37 Grad Celsius, gelagert werden. Außerdem werden die Reaktoren zwischen einzelnen Fleischkultur-Ansätzen bei einer Temperatur von ca. 78 Grad Celsius gereinigt. Das verbraucht viel Energie. Wird diese Energie weiterhin aus fossilen Brennstoffen gewonnen, könnte die Herstellung von Cultured Meat nach Einschätzungen vom Umweltbundesamt eine ähnliche CO2-Bilanz haben wie die konventionelle Fleischproduktion.
Prof. Dr. Wolfram Schnäckel, Professor für Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Anhalt, schätzt das anders ein. Er erklärt, dass der Energieverbrauch der aktuellen Massentierhaltung sehr hoch ausfalle, unter anderem, weil die Tierställe beheizt werden müssten. Er betont, dass die Produktionszeit von kultiviertem Fleisch deutlich geringer sei als bei heranwachsenden Tieren. Dadurch verkürze sich der Zeitraum des Energieverbrauchs erheblich, was sich positiv auf die Energiebilanz auswirke.
Für die Zellforschung sei es essentiell, dass Cultured Meat energieeffizienter produziert werde als in der Massentierhaltung. Dies gelingt insbesondere durch den starken Ausbau von erneuerbaren Energien. In diesem Fall hat Fleisch aus dem Labor eine deutlich bessere Umweltbilanz als herkömmliches Fleisch.
Kultiviertes Fleisch für die Ernährungssicherheit
Die konventionelle Fleischproduktion verbraucht viel Fläche. Allein für den Anbau von Futtermitteln werden in Deutschland ca. 60 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen verwendet. Diese fehlen für den Anbau anderer Nahrungsmittel.