Auch wenn wir bewusst eine Verhaltensänderung anstreben, sind wir durch unsere Umwelt stark beeinflusst. „In der Psychologie sprechen wir von der Person-Umwelt-Interaktion. Für eine Verhaltensänderung ist die Motivation der betreffenden Person eine notwendige, aber vielleicht nicht hinreichende Voraussetzung. Es braucht gleichzeitig eine Umgebung, die eher förderlich als hinderlich ist”, so Prof. Dr. Benjamin Schüz, Professor am Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen.
Um eine gesündere Ernährungsweise in Kantinen und Mensen zu unterstützen, kann man beispielsweise gesündere Gerichte oder kleinere Portionsgrößen prominenter und attraktiver präsentieren. Diese Art von Maßnahme, die auf eine Umstrukturierung der Entscheidungsumwelt abzielt, wird auch unter den Begriff „Nudging” gefasst, der mit dem Buch „Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt” populär wurde. „Richard Thaler und Cass Sunstein haben da einen wichtigen Gedanken formuliert, nämlich dass unsere Entscheidungsumgebung uns ja eigentlich schon Verhaltensoptionen als Standard nahelegt”, sagt Renner. „Nudging bedeutet, dass ich diese Entscheidungsarchitektur in meiner Umwelt wirklich genau anschaue und versuche, sie so zu strukturieren, dass sie meine Präferenzen oder Ziele unterstützt.”
Durch eine gezielte Veränderung der Entscheidungsarchitektur – sogenannte Nudges – soll die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Option auszuwählen, erhöht werden. Gebote, Verbote oder entscheidungsrelevante ökonomische Reize sind keine Nudges. Außerdem müssen Nudges leicht und ohne Aufwand umgehbar sein. „Die zentrale Idee ist, dass die Wahlfreiheit erhalten bleibt und nichts weggenommen wird. In der Mensa wird also zum Beispiel die Currywurst mit Pommes nicht vom Menü gestrichen, sondern lediglich etwas versteckter und weniger ansprechend platziert”, so Schüz.