Eine dieser neuen Protestformen ist ein Phänomen, das oft mit dem Begriff ‘Cancel Culture’ umschrieben wird.
Neben dem Begriff “Cancel Culture” fallen in Diskussionen um den Zustand der Debattenkultur häufig ebenfalls die Begriffe “Political Correctness” oder “Echo Chamber”. Begriffen wie diesen hat Die Debatte zwei Erklärvideos gewidmet, die auf unserem YouTube-Kanal angeschaut werden können.
Wörtlich lässt sich ‚Cancel Culture‘ als Kultur des Absagens, Rückgängigmachens oder Streichens übersetzen. Allerdings gibt es keine einheitliche Definition: „Begrifflich ist ‚Cancel Culture‘ gar nicht so klar gefasst. Der Begriff wird momentan für ganz unterschiedliche Fälle benutzt”, sagt Prof. Dr. Christian Bermes. Unter Wissenschaftler*innen führt dieses Phänomen zu Kontroversen. So warnt der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes Prof. Dr. Bernhard Kempen im Interview vor einer “Aushöhlung der Wissenschaftsfreiheit von innen heraus”. Andere, wie Prof. Dr. Andrea Geier, halten dies für “falschen Alarmismus”.
Solche Aushandlungsprozesse haben dabei immer auch eine politische Komponente. „Sprache ist insofern politisch, als es eigentlich keine objektive Sprache gibt, die nur Sachverhalte widerspiegelt. Sobald es um komplexe Dinge geht, drücken wir mit Sprache immer auch unsere eigene Perspektive aus”, sagt Prof. Dr. Thomas Niehr. Die Sprache selber ist dabei durch Strukturen und Konventionen reguliert, die von den Mitgliedern der Sprachgemeinschaft diskursiv ausgehandelt werden.
Bei den meisten Themen kommt die gesellschaftliche Debatte irgendwann zu einem (vorläufigen) Ende, weil neue Dinge entdeckt werden und neue Skandale ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. “Das Ende einer Debatte kann möglicherweise ein Problem auch nur aufschieben und in die Zukunft verlegen. Andere Debatten wiederum können zu einem Konsens führen, also einer Übereinstimmung beziehungsweise einer Lösung”, sagt Prof. Dr. Klaus Kamps.
Sicher ist jedoch, dass die Debatte darüber, wie wir als Gesellschaft überhaupt miteinander debattieren und diskutieren, jede andere gesellschaftliche Debatte auch in Zukunft begleiten wird.