Seit Beginn des Krieges in der Ukraine stellt sich in Deutschland die Frage: Wie kann russisches Erdgas ersetzt werden? Sowohl in Wissenschaft als auch Politik wird diese Frage kontrovers diskutiert, verschiedene Ressourcen werden dabei in Betracht gezogen. Eine Möglichkeit ist das unkonventionelle Fracking, was seit 2017 in Deutschland verboten ist.
Kann Fracking-Gas aus Deutschland in der aktuellen Energiekrise helfen? Ist die Technologie sicher? Und was bedeutet das für Deutschlands Klimaziele? Mit diesen und weiteren Fragen hat sich Die Debatte in den letzten Tagen beschäftigt und mit Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fachrichtungen gesprochen.
Was ist Fracking und wie funktioniert es?
Fracking, aus dem Englischen „Hydraulic Fracturing“, ist eine Methode zur Gewinnung von Gas aus tiefen Bodenschichten. Um an dieses Gas zu gelangen, wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepumpt – die sogenannte Frack-Flüssigkeit. Dadurch entstehen Risse im Gestein – das Gas kann entweichen. Man unterscheidet hierbei zwischen zwei Arten von Fracking: konventionelles und unkonventionelles. Beim konventionellen Fracking wird Gas aus porösem Sandstein gewonnen, weshalb es leichter entweicht. Unkonventionelles Fracking ist aufwendiger: Gas wird aus dichtem Gestein – wie Schiefer – gewonnen.
Zwischen 320 Milliarden und 2030 Milliarden Kubikmeter Gas sollen in unkonventionellen Schiefergestein-Lagerstätten in Deutschland liegen, so Schätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) von 2016. Was bedeutet das konkret für die Gasversorgung in Deutschland?
Im Einführungsartikel geben Prof. Dr. Moh’d M. Amro, Ingenieur an der Bergakademie Freiberg und Prof. Dr. Charlotte Krawczyk, Geophysikerin und Vorsitzende der Expertenkommission Fracking, einen Überblick über die Technologie sowie die Chancen und Risiken von Fracking.
Welche Potenziale birgt Fracking?
Einen Überblick über die energetischen Potenziale von Fracking, liefert der Artikel: „Lohnt Fracking in Deutschland?“ Die Einschätzung sowohl über die Schiefergasressourcen als auch die tatsächlich förderbaren Mengen gehen auseinander. Ein Grund dafür: Seit dem Fracking-Verbot 2017 haben kaum Probebohrungen stattgefunden. Folglich ist auch das Potenzial unklar, also wie lange der Gasbedarf gedeckt werden könnte.
Welche Risiken sind mit Fracking-Bohrungen verbunden?
Es gibt drei zentrale Risiken, die beim Fracking beobachtet werden sollten: Die Frack-Flüssigkeit, Erdbeben und Methan. Beim Fracking wird zusammen mit Wasser ein Mix aus Chemikalien und Sand in den Boden gepumpt. Einige dieser Chemikalien sind gesundheitsschädlich, stellen aber aufgrund der Tiefe der Bohrung eine sehr geringe Gefahr für das Trinkwasser dar. Viel gefährlicher ist dagegen die Flüssigkeit, die bei den Fracking-Bohrungen aus den tiefen Bodenschichten an die Oberfläche gelangt. Durch die Bohrungen kann sich die Gefahr für induzierte Erdbeben erhöhen. Solche seismischen Aktivitäten können mittlerweile aber gut überwacht werden.