Foto: John R. Perry / Pixabay

Fracking – Das war die Debatte

Eine Zusammenfassung

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine stellt sich in Deutschland die Frage: Wie kann russisches Erdgas ersetzt werden? Sowohl in Wissenschaft als auch Politik wird diese Frage kontrovers diskutiert, verschiedene Ressourcen werden dabei in Betracht gezogen. Eine Möglichkeit ist das unkonventionelle Fracking, was seit 2017 in Deutschland verboten ist. 

Kann Fracking-Gas aus Deutschland in der aktuellen Energiekrise helfen? Ist die Technologie sicher? Und was bedeutet das für Deutschlands Klimaziele? Mit diesen und weiteren Fragen hat sich Die Debatte in den letzten Tagen beschäftigt und mit Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fachrichtungen gesprochen.

Was ist Fracking und wie funktioniert es?

Fracking, aus dem Englischen „Hydraulic Fracturing“, ist eine Methode zur Gewinnung von Gas aus tiefen Bodenschichten. Um an dieses Gas zu gelangen, wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepumpt – die sogenannte Frack-Flüssigkeit. Dadurch entstehen Risse im Gestein – das Gas kann entweichen. Man unterscheidet hierbei zwischen zwei Arten von Fracking: konventionelles und unkonventionelles. Beim konventionellen Fracking wird Gas aus porösem Sandstein gewonnen, weshalb es leichter entweicht. Unkonventionelles Fracking ist aufwendiger: Gas wird aus dichtem Gestein – wie Schiefer – gewonnen.

Zwischen 320 Milliarden und 2030 Milliarden Kubikmeter Gas sollen in unkonventionellen Schiefergestein-Lagerstätten in Deutschland liegen, so Schätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) von 2016. Was bedeutet das konkret für die Gasversorgung in Deutschland

Im Einführungsartikel geben Prof. Dr. Moh’d M. Amro, Ingenieur an der Bergakademie Freiberg und Prof. Dr. Charlotte Krawczyk, Geophysikerin und Vorsitzende der Expertenkommission Fracking, einen Überblick über die Technologie sowie die Chancen und Risiken von Fracking.

Welche Potenziale birgt Fracking?

Einen Überblick über die energetischen Potenziale von Fracking, liefert der Artikel: „Lohnt Fracking in Deutschland?“ Die Einschätzung sowohl über die Schiefergasressourcen als auch die tatsächlich förderbaren Mengen gehen auseinander. Ein Grund dafür: Seit dem Fracking-Verbot 2017 haben kaum Probebohrungen stattgefunden. Folglich ist auch das Potenzial unklar, also wie lange der Gasbedarf gedeckt werden könnte. 

Welche Risiken sind mit Fracking-Bohrungen verbunden?

Es gibt drei zentrale Risiken, die beim Fracking beobachtet werden sollten: Die Frack-Flüssigkeit, Erdbeben und Methan. Beim Fracking wird zusammen mit Wasser ein Mix aus Chemikalien und Sand in den Boden gepumpt. Einige dieser Chemikalien sind gesundheitsschädlich, stellen aber aufgrund der Tiefe der Bohrung eine sehr geringe Gefahr für das Trinkwasser dar. Viel gefährlicher ist dagegen die Flüssigkeit, die bei den Fracking-Bohrungen aus den tiefen Bodenschichten an die Oberfläche gelangt. Durch die Bohrungen kann sich die Gefahr für induzierte Erdbeben erhöhen. Solche seismischen Aktivitäten können mittlerweile aber gut überwacht werden.

Ein Bestandteil des Erdgases, das bei Fracking gewonnen wird, ist Methan. Methan ist 28 mal klimaschädlicher als CO2. Wie schädlich ist also Fracking-Gas für das Klima? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Artikel: „Klimakiller Methan“. Zentral für die Klimabilanz von Fracking ist, wie hoch die Methanemissionen pro Bohrung sind. Prof. Dr. John Burrows erklärt: „Bei einer Methanentweichung zwischen zwei und drei Prozent der geförderten Gasmenge ist dieser Kompensationspunkt erreicht. Dann büßt Gas seinen Klimavorteil gegenüber Kohle ein.“ Es überschreiten immer noch einige Gasfelder diese Grenze.

Unkonventionelles Gas-Fracking ist seit 2017 in Deutschland verboten, geothermische Bohrungen hingegen nicht. Bei diesen wird eine ähnlichen Methode verwendet, erklärt Geotechnologe Prof. Dr. Hannes Hofmann im Interview. Ein wichtiger Unterschied: „Bei der Geothermie, also der Gewinnung von Erdwärme, spricht man meist von Hydraulischer Stimulation.“ Das geschehe mit reinem Wasser ohne Zusatzstoffe. Zudem betont er, dass sich die Fracking-Technologie in den letzten zehn Jahren stark verbessert habe: Mögliche Leckage und seismische Aktivitäten könnten besser überwacht werden, auch die Frack-Flüssigkeit zur Gewinnung von Gas sei weniger umweltschädlich. 

Kann uns Fracking kurzfristig in der Energiekrise helfen?

In der Online-Debatte „Fracking in Deutschland: Riskante Technik oder ein Weg aus der Energiekrise?“ wurde diese Frage kontrovers unter den drei Panelist*innen diskutiert. Die Einschätzungen zu Risiken sowie Potenzialen von Fracking in Deutschland gingen auseinander. In einem Punkt waren sich aber alle Expert*innen einig: Fracking ist keine kurzfristige Lösung für die aktuelle Energiekrise. Prof. Dr. Moh’d M. Amro erklärt: „Es dauert mindestens zwei Jahre, bis man Fracking-Gas in Deutschland gewinnen kann. Davor braucht es erstmal eine Reihe von Probebohrungen.“ Ob man das Fracking-Verbot in Deutschland aufheben sollte, kann wissenschaftlich nicht beantwortet werden. Letztlich handele es sich bei dieser Frage immer um einen Zielkonflikt, so Prof. Dr. Heidi Foth. „Am Ende ist es eine Entscheidung der Politik“, ergänzt Prof. Dr. Hannes Hofmann.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

2017 hat sich die Politik aufgrund vieler Unsicherheiten gegen unkonventionelles Fracking entschieden. Diskurssoziologe Prof. Dr. Reiner Keller erklärt im Interview, wieso es in Deutschland, Polen und Frankreich zu dem Verbot kam. Vor allem in Deutschland war die Debatte stark durch wissenschaftliche Expertise geprägt, so Keller. „Es gab die Hoffnung, dass eine umfassende Versammlung naturwissenschaftlichen Wissens sagen wird, ob wir fracken sollen oder nicht.“ Wie heute aber auch, kann die Wissenschaft die Frage – Wäre es sinnvoll, Gas-Fracking in Deutschland zu erlauben? – nicht beantworten. Sie liefert aber wichtige Einschätzungen für die letztlich politische Entscheidung.

Mehr zu dem Thema