Wie gehen Sie selbst vor?
Wir gewinnen unsere Zellen ohne Schlachtung und schmerzfrei. Wir kommen ohne Gentechnik aus und entwickeln Alternativen zum Einsatz von fetalem Kälberserum und Antibiotika in den für die Zellkultur genutzten Nährmedien. Langfristig sollen Zelllinien etabliert werden, mit denen es sich vermeiden lässt, dass lebende Tiere als Zellspender nötig sind.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie dabei?
Die große Frage ist, wie genau das Nährmedium zusammengesetzt sein muss, um eine optimale Entwicklung und Vermehrung der Zellen bei niedrigen Kosten zu ermöglichen.
Viele Startups arbeiten mit Kälberserum, Sie nicht. Warum?
Fetales Kälberserum (FKS) wird aus dem Blut von Rinderfeten gewonnen und ist ein Hauptbestandteil vieler Nährmedien, die in der Forschung für die Kultivierung von Zellen benötigt werden. Zellen entwickeln sich darin optimal. Im Zusammenhang mit zellbasiertem Fleisch damit zu arbeiten ist für mich völlig undenkbar. Die Gewinnung von FKS erfolgt so: Der Fetus wird nach Schlachtung der Mutterkuh aus der Gebärmutter entnommen und sein Blut durch Herzpunktion gewonnen. Das ist höchst unethisch.
Sie suchen daher nach einer Alternative. Was macht ein gutes Nährmedium aus?
Es kommt auf die richtige Zusammensetzung der zum Zellwachstum benötigten Bestandteile an. Ähnlich unserer Nahrung benötigen tierische Zellen Kohlenhydrate, besonders Glucose, Fettsäuren, Aminosäuren, Mineralstoffe und Vitamine und einige weitere Komponenten, um sich zu entwickeln. Wir erforschen insbesondere, welche Wachstumsfaktoren und Hormone speziell für unsere Zellen notwendig sind.
Wie erfolgreich sind Sie dabei?
Wir machen große Fortschritte. Aber obwohl wir mit unseren Alternativmedien versuchen, den Zellen alles zuzufügen, was sie zum Wachstum brauchen, sehen wir: etwa 50 Prozent der Vermehrungseffizienz gehen verloren, wenn auf das beschriebene Kälberserum verzichtet wird. Unsere Aufgabe ist, diese Effizienz bei der Zellteilung und beim Zellwachstum durch Einsatz von Alternativen wieder zu steigern. Dafür schauen wir uns beispielsweise an, welche Inhaltsstoffe der Sauenmilch bei Ferkeln Wachstum bewirken. Diese Komponenten geben wir dann dem Basismedium bei.